Glücksspielabhängigkeit

Pathologisches Glücksspiel

Was versteht man unter einer Glücksspielsucht?

Bei einer Glücksspielabhängigkeit, auch Glücksspielsucht genannt, handelt es sich um eine stoffungebundene Abhängigkeit oder auch Verhaltenssucht. Das bedeutet, dass es keine körperliche Abhängigkeit gibt, die durch einen dem Körper zugeführten Stoff angefacht wird, sondern sich die Sucht durch das Glücksspielverhalten speist und zu einer psychischen Abhängigkeit führt. Dies geschieht durch die Ausschüttung von Glückshormonen, die der Körper bei kleinen und großen Gewinnen (beispielsweise am Glücksspielautomat) ausschüttet.

Die Glücksspielsucht wird als Krankheit von den Krankenkassen anerkannt und kann weitreichende psychische und soziale Folgen für Betroffene und deren direktes Umfeld haben. Die Sucht bestimmt das Alltagsleben der Betroffenen und sie nehmen jede Gelegenheit wahr um zu spielen. Dabei vernachlässigen sie häufig ihre Familie, ihren Beruf und das soziale Umfeld.

Glücksspielabhängige befinden sich häufig in einer Negativspirale, in der Verluste aus Glücksspielen versucht werden mit weiteren Glücksspielteilnahmen auszugleichen. Über Gewinn und Verlust entscheidet bei den meisten Spielen nicht das eigene Können, sondern der Zufall. Wahrgenommen wird es von Betroffenen aber häufig anders, was dazu führt, dass sie das Gefühl entwickeln sich nur stark genug anstrengen oder genug investieren zu müssen, um den ganz großen Gewinn abzuräumen und dadurch wieder ein sorgen- und schuldenfreies Leben führen zu können. Aber selbst wenn tatsächlich ein großer Gewinn erzielt wird, der die angehäuften Schulden wieder ausgleichen könnte, schaffen es die wenigsten Glücksspielsüchtigen an dieser Stelle einen Schnitt zu machen und das Spielen hinter sich zu lassen. Womit die Spirale von vorne beginnt.

Wie bei einer stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankung (z.B. Alkoholabhängigkeit) verlieren die Betroffenen völlig die Kontrolle über das eigene Spielverhalten und können nicht mehr frei entscheiden, ob sie spielen oder nicht.

Spiele ich zu viel? Wie entsteht eine Glücksspielabhängigkeit?

Die Entwicklung einer Glücksspielsucht ist, wie so oft, ein schleichender Prozess. Man ist nicht von einem Tag auf den anderen spielsüchtig, sondern durchläuft in der klassischen Spielerkarriere drei Phasen:

Das positive Anfangsstadium: Betroffene spielen zu Beginn nur unregelmäßig und gelegentlich. Die meist noch kleinen Einsätze sorgen für einen gewissen Nervenkitzel und die Gewinne (auch ebenfalls kleinere Beträge), sorgen dafür, dass der Alltag und eventuell damit einhergehende Probleme für die Zeit des Spielens ausgeblendet werden. Die Spieler*in hat weiterhin alles unter Kontrolle und kann jederzeit mit dem Spielen aufhören. Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und die sozialen Kontakte werden nicht vernachlässigt. In dieser Phase spricht man von einer Unterhaltungs- oder Gelegenheitsspieler*in. Werden die ersten größeren Gewinne mit dem Gelegenheitsspielen erzielt, steigt die Motivation häufiger zu spielen.

Das Gewöhnungsstadium: Die Gewöhnungsphase zeichnet sich dadurch aus, dass die Spieler*in allmählich die Kontrolle darüber verliert, wie viel sie spielt und wie viel Geld sie einsetzt. Das Glücksspiel wird nunmehr regelmäßig ausgeübt und dient als willkommene Ablenkung vom Alltag. Erzielte Gewinne erzeugen ein starkes Glücksgefühl. Doch statt mit diesen Gewinnen zufrieden zu sein, werden diese für weitere Glücksspieleinsätze verwendet. Das Konzept von Glücksspielanbietern ist darauf ausgelegt, dass Spieler zwar kurzfristig (in seltenen Fällen auch hohe) Gewinne erzeugen können, aber auf lange Sicht die Verluste die Gewinne übersteigen. Verluste führen in dieser Phase dazu, dass die Spieler*in erst recht nicht mehr aufhören kann zu spielen, da sie im Glauben ist, dass sie den Verlust wieder ausgleichen kann, wenn sie sich nur genug anstrengt oder eine andere Strategie anwendet. Dass der Ausgang eines Glücksspiels in den meisten Fällen vom Zufall abhängt, blenden sie dabei weitestgehend aus.

In dieser Phase wird der Gelegenheitsspieler zum Problemspieler.

Das Suchtstadium: Im dritten und letzten Stadium wird die Problemspieler*in zur Exzessiv- und Verzweiflungsspieler*in. In diesem Stadium gibt es keine rationalen Grenzen für die Dauer und den Einsatz des Spieles. Durch die entstehende Toleranzentwicklung, müssen Spieler*innen ein immer höheres Risiko bei steigenden Einsätzen gehen, um noch einen Nervenkitzel zu erleben. Das kann dazu führen, dass beispielsweise an mehreren Glücksspielautomaten gleichzeitig gespielt wird oder das beim Onlinepoker mehrere Hände an verschiedenen Tischen parallel gespielt werden. In den meisten Fällen sind zu diesem Zeitpunkt schon familiäre und soziale Strukturen in die Brüche gegangen. Außerdem verlieren viele Spieler*innen in diesem Stadium ihren Job und haben mit Schwierigkeiten in allen Bereichen des Lebens zu kämpfen. Betroffene verlieren eine realistische Vorstellung von normalen Geldbeträgen und der Schuldenberg wird so hoch, dass eine vollständige Rückzahlung unmöglich wird. Nicht wenige verspielen am Ende ihr komplettes Hab und Gut und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Spätestens jetzt erkennen die Betroffenen, dass sie ein Problem haben, aber können ohne sich Hilfe zu holen dennoch nicht mit dem Spielen aufhören. Denn weiterhin besteht der Glaube, dass der einzige Ausweg ein oder mehrere hohe Gewinne sind, um das alte Leben wiederherzustellen.

Neben dem eigentlichen Glücksspielverhalten zeigen sich im Suchtstadium weitere körperliche und psychische Symptome. Betroffene stehen unter einer ständigen Anspannung und Stress und erleben in häufigerer und intensiverer Frequenz Angstzustände. Auffällig zittrige Hände und starkes Schwitzen sind ebenfalls häufig Begleiterscheinungen.

Wie erkennt man eine Glücksspielsucht? Untersuchung und Diagnose

Stoffungebundene Abhängigkeitserkrankungen lassen sich vor allem durch das Verhalten der betroffenen Personen erkennen. Kreisen die Gedanken fast ausschließlich um Glücksspiel und scheinbar erfolgsversprechende Spieltechniken und scheitern Versuche wiederholt dem Spieldrang zu widerstehen, sind das bereits deutliche Hinweise auf eine Erkrankung. Ein deutliches Warnzeichen ist auch, wenn das Spielen heimlich stattfindet und man sich für das eigene Glücksspielverhalten schämt.

Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) liegt eine Glücksspielstörung vor, wenn innerhalb eines Zeitraum von zwölf Monaten vier der folgenden neun Kriterien erfüllt sind:

  • starkes Eingenommensein vom Glücksspielen
  • Steigerung des Einsatzes, um den gewünschten Kick zu erreichen
  • Gescheiterte Versuche, das Glücksspiel einzuschränken oder damit aufzuhören
  • Unruhe / Gereiztheit beim Versuch, das Glücksspielen einzuschränken
  • Glücksspielen als Flucht vor Problemen / negativen Gefühlen
  • den Verlusten durch erneutes Glücksspielen hinterherjagen
  • Vertuschen der Glücksspielproblematik gegenüber nahen Bezugspersonen durch Lügen
  • Wichtige Beziehungen oder der Arbeitsplatz wurden wegen des Spielens gefährdet oder verloren
  • sich darauf verlassen, dass andere Geld bereitstellen

Im Einzelgespräch mit Fachleuten werden die zuvor genannten Punkte gemeinsam erörtert und ausgewertet. Hilfe finden Glücksspielabhängige in Suchtberatungsstellen, bei Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzten.

Glücksspielsucht. Prävention und Therapie

Prävention im Glücksspielbereich zielt darauf ab, Problemen vorzubeugen, die durch das Spielen verursacht werden, eine gesunde Einstellung gegenüber dem Glücksspiel und dem Spielverhalten zu fördern, und gefährdete Personengruppen zu schützen. Im Optimalfall wird bereits im Kinder- und Jugendalter mit der Aufklärung begonnen. Dies geschieht häufig im schulischen Umfeld. Die frühe Ansetzung der Präventionsarbeit ergibt vor dem Hintergrund der vielen Glücksspielelemente in Free to Play-Titeln, die auf dem Computer oder dem Handy gespielt werden können und häufig ohne Altersbeschränkung zugänglich sind, Sinn.

Je nach Zeitpunkt des Eingreifens wird zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention unterschieden:

Primäre Prävention: Sie richtet sich sowohl an Spieler als auch Nichtspieler. Im Zuge der Maßnahmen wird über einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Glücksspiel informiert und bei Kindern und Jugendlichen (als potentielle Risikogruppe) gibt es auch Informationsangebote für die Eltern und Pädagogen. Die Förderung sozialer Kompetenzen, das Erarbeiten alternativer Bewältigungsmuster bei Krisen und Konflikten sowie eine Sensibilisierung gegenüber dem Thema Glücksspiel und Sucht stehen dabei im Vordergrund.

Sekundäre Prävention: Sekundärpräventive Maßnahmen versuchen Spieler frühzeitig zu einer Änderung ihres Verhaltens zu motivieren. Hierzu gehören sowohl telefonische Beratungsangebote, als auch Internetportale, die sich ausschließlich mit Glücksspielstörungen und Informationsangebote dazu befassen (Beispiel: www.check-dein-spiel.de). Mittlerweile haben sich die Internetberatungsprogramme als digitale Alternative für die klassische Arbeit der Beratungsstellen etabliert. Zumindest wenn es um den Einstieg in die Prävention und Aufklärung geht. In einer Studie aus 2016 gaben vier von fünf Glücksspielabhängige an, dass Sie sich zuerst an eine Internetberatungsstelle gewandt haben. Diese können auch in Kombination mit einer Beratung vor Ort kombiniert und zum Üben von Bewältigungsstrategien genutzt werden.

Ziel ist es, dass die Hemmschwelle sich Hilfe oder Informationsangebote zu suchen, so niedrig wie möglich gehalten wird. Allerdings unterliegt dieser Ansatz oftmals der Tatsache, dass die Spieler*innen in diesem Stadium oftmals noch kein problematisches Spielverhalten bei sich selbst erkennen und sie deswegen selten aus Eigenantrieb diese Angebote wahrnehmen. Die selbstständige Suche nach Hilfe beginnt oft erst, wenn sich Betroffene in einer akuten Krisensituation befinden, die auf das eigene Glücksspielverhalten zurückzuführen ist. Bevor diese Selbsterkenntnis eintritt, ist es oft das persönliche Umfeld, das bereits vor einer Eskalation des Glücksspielverhaltens eine Beratungsstelle kontaktiert und Betroffene davon überzeugt Hilfe anzunehmen.

Tertiäre Prävention: Die tertiäre Prävention richtet ihre Aufmerksamkeit auf aktiv Spielabhängige und auf solche, die nach einer Glücksspielsucht länger abstinent sind. Die Maßnahmen dazu können sich aus Therapieangeboten, Schuldner-, Rechts-, Partner- und Angehörigenberatungen zusammensetzen und lebenspraktische Hilfen (z.B. Unterstützung bei der Stellensuche), Unterstützung im Kontakt mit Behörden und das Angebot von Selbsthilfegruppen enthalten. Ziel der Maßnahmen sind eine Stabilisierung des Zustands der betroffenen Personen herbeizuführen, die Wiedereingliederung (wenn nötig) in das Arbeitsleben, das soziale Umfeld und die Gesellschaft zu fördern und etwaigen Rückfällen vorzubeugen. Die Grundlage für eine Bewältigung der Glücksspielproblematik ist der vollständige Verzicht auf Glücksspiel, da nur so der Rahmen für eine dauerhaft zufriedenstellende Lebensbewältigung geschaffen wird. In Fachkreisen wird kontrolliertes Spielen als keine gangbare Option angesehen.

Die stationäre Therapie einer Glücksspielabhängigkeit enthält viele Elemente der drei Präventionsphasen und auch die stationäre Therapie an sich lässt sich grob in drei Phasen einteilen:

1. Phase – Kontakt- und Motivationsphase: Hierbei wird die Hintergrundproblematik beleuchtet und dass Spielverhalten der betroffenen Person analysiert. Daraus folgt in Abstimmung mit der Therapeut*in die Definition der Therapieziele sowie die Erarbeitung eines Erklärungsmodells des Spielens.

2. Phase – Entwöhnungsphase: Der Fokus der zweiten Therapiephase liegt auf der Bearbeitung der Hintergrundprobleme wie zum Beispiel Familien- oder Partnerschwierigkeiten, Depressionen, Kontaktstörungen oder berufliche Probleme. Zusätzlich werden in dieser Phase auch Mechanismen der Selbstkontrolle aufgebaut.

3. Phase – Nachsorgephase: Aufbauend auf die Mechanismen der Selbstkontrolle aus der zweiten Phase, werden nun Bewältigungsstrategien erarbeitet, um auch nach der stationären Therapie ein Leben frei von Glücksspiel führen zu können. Die Gespräche in dieser Phase behandeln auch das Thema Rückfälle und Problemlösungsstrategien in Krisensituationen. Aber auch die Bewältigung des zukünftigen Alltags und den Nachwirkungen der Glücksspielsucht, wie der Verlust des sozialen Umfelds, Schulden und Arbeitslosigkeit werden thematisiert und gemeinsam daran gearbeitet diese Zustände zu heilen oder zumindest wieder zu verbessern. Außerdem findet eine Vorbereitung auf den Übergang von der stationären auf die ambulante Therapie statt, die auch die regelmäßige Teilnahme an Selbsthilfegruppen beinhalten kann.

Wichtig für den Therapieerfolg ist, dass die Betroffenen erkennen, dass sie keinen Einfluss auf das Ergebnis des Glücksspiels haben und dass das ganze System dazu gemacht ist, dass es auf lange Sicht nur Gewinner auf der Seite der Glücksspielanbieter gibt. Dies zu verstehen hilft dabei, sich vom Glücksspiel zu distanzieren.

Im Mittelpunkt der gesamten Therapie steht dabei das gemeinsame Gespräch, wodurch die innere und äußere Isolation aufgehoben werden kann.

Ist Glücksspielsucht heilbar? Krankheitsverlauf und Prognose

Für eine erfolgreiche Spielsuchttherapie ist die Motivation der Betroffenen die Grundvoraussetzung. Die Einsicht, Hilfe zu benötigen, ist ein essenzieller Schritt in Richtung psychischer Gesundheit. Erst wenn Betroffene bereit sind, sich helfen zu lassen, kann die eigentliche Therapie beginnen. Eine Spielsucht lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen abstellen. Glücksspielabhängige und auch ihre Angehörigen müssen sich auf einen langen Behandlungsprozess einstellen, der nicht frei von Rückschlägen sein muss. Auch nach dem Ende der stationären Therapie fallen Betroffene immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Dabei sollte ein Rückfall aber nicht als Katastrophe angesehen, sondern als ein Teil des Prozesses angesehen werden.

Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass es sich bei Glücksspielsucht um eine nicht heilbare Krankheit handelt. Das bedeutet, dass es nach der erfolgreichen Therapie einer Glücksspielsuchterkrankung kein kontrolliertes Spielen geben kann, da dies unweigerlich wieder den Weg in das unkontrollierte Spielen bereitet und somit alte, abgelegte Verhaltensweisen wieder zum Vorschein treten. Nur permanente Abstinenz ermöglicht, dass die Abhängigkeitserkrankung so stark unterdrückt wird, dass ihre negativen Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen ausbleiben.

Mit Hilfe der in der Therapie erlernten Bewältigungsstrategien für Krisensituationen und der Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und auf eigene Warnzeichen zu achten, ist ein gutes und glückliches Leben aber trotz Suchterkrankung möglich.

Unsere Kliniken für Glückspielabhängigkeit

Johannesbad Fachklinik Furth im Wald

Die Johannesbad Fachklinik Furth im Wald ist ein Therapiezentrum für Abhängigkeitserkrankungen, das auch psychiatrische und psychosomatische Störungen behandelt. Sie befindet sich inmitten des Bayerischen Waldes.

Johannesbad Fachklinik Fredeburg

In unserer Einrichtung für stationäre Entwöhnungsbehandlungen bei Abhängigkeitserkrankungen finden Betroffene Hilfe und Unterstützung bei ihrem Start in ein suchtfreies Leben.

Johannesbad Fachklinik Hochsauerland

Die Johannesbad Fachklinik Hochsauerland bietet im Rahmen einer stationären Rehabilitation Hilfe bei psychosomatischen Erkrankungen. Sie befindet sich in Bad Fredeburg im Hochsauerland.