Erstmals seit 2019 waren gestern wieder zwei Schulklassen im Rahmen eines Präventionsprojekts in unseren beiden Johannesbad Fachkliniken Fredeburg und Holthauser Mühle zu Besuch.

Seit vielen Jahren lädt die Öffentlichkeitsarbeit und der Sozialdienst der Johannesbad Fachkliniken Fredeburg und Holthauser Mühle Schulklassen der Region in die beiden Kliniken ein, um in den Austausch auf Augenhöhe mit suchtkranken Menschen zu gehen. Zwischen acht bis zwölf Schulen kamen jedes Jahr mit den höheren Schulklassen zu Besuch. Ziel dabei ist es, die Schülerinnen und Schülern anhand von persönlichen Schicksalen für die Folgen von Drogen- und Alkoholkonsum zu sensibilisieren.

Gestern waren zum ersten Mal seit 2019 wieder zwei 9. Schulklassen des Johannes-Althusius-Gymnasiums in den beiden Fachkliniken zu Besuch. 

Die persönlichen Lebens- und Leidensgeschichten der sechs männlichen und der einen weiblichen Patientin, die bereit waren diese mit den Besuchern zu teilen, waren ungeschönt, brutal ehrlich und mitunter auch sehr traurig. Die Jugendlichen wirkten sichtlich betroffen, wenn beispielsweise von den schwierigen Familienverhältnissen erfuhren indem einige der Erzähler bzw. die Erzählerin aufgewachsen sind und wie die Suche nach Suchtmitteln am Ende alles nur noch schlimmer gemacht haben. Aber auch die Geschichten in denen die Sucht ohne vorherige Schicksalsschläge entstanden ist und sich in einem eigentlich gesunden Umfeld heimlich eingeschlichen haben, verfehlten ihre Wirkung bei den Zuhörenden nicht.

In Kleingruppen mit einem Betroffenen und sechs bis acht Jugendlichen wurden nach der großen Vorstellungsrunde die Kliniken besichtigt und anschließend ein ruhiger Ort aufgesucht, um nochmal intensiver über das Thema Drogen und Alkohol zu sprechen. Während in der großen Gruppe sich viele der Schülerinnen und Schüler noch nicht trauten Fragen zu stellen, wurden die Betroffenen hier nun regelrecht mit weiterführenden Fragen zur persönlichen Geschichte, zu Zukunftsplänen und Verhaltensweisen, wenn man feststellt das im eigenen Umfeld jemand in eine Sucht abdriftet, befragt. Man merkte den Erzählenden an, dass sie sich sehr wünschten, dass den jungen Leuten ihr eigenes Schicksal erspart bleibt und zeigten sich von keiner noch so persönlichen Frage echauffiert. Ein Patient sagte zu seiner Gruppe:

"Ich möchte mich hier vor euch beim Thema Alkohol und Drogen nicht als Moralapostel aufspielen, denn ich weiß noch, wie solche Monologe damals auf mich als Jugendlicher gewirkt haben. Ich möchte euch aber einfach meine Suchtgeschichte erzählen. Was ihr daraus macht, das liegt allein in eurer Verantwortung. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich jemand dieses Leben, welches ich geführt habe, für sich selbst wünschen kann."

Aber auch die vortragenden Patientinnen und Patienten bekommen etwas zurück von ihren Besuchern. Die Schülerinnen und Schüler erhalten immer nach dem Tag in den Kliniken die Aufgabe den Suchtkranken einen Brief zu schreiben. Darin können sie ihre Gefühle über den Besuch zum Ausdruck bringen und welchen Eindruck das Ganze auf sie gemacht hat. Viele nutzen dies auch, um Ihre Wertschätzung für die Offenheit der Vortragenden zum Ausdruck zu bringen. Diese Briefe können eine enorme Bedeutung für die Empfänger und Empfängerinnen haben und eine zusätzliche Motivation für den weiteren Lebensweg sein.

In diesem Jahr werden noch weitere Präventionstage folgen, die Romy Friederici aus dem Sozialdienst dank ihrer guten Kontakte zu den hiesigen Schulen organisiert.