Vorteile der tiergestützten Therapie
Tiergestützte Therapie umfasst alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen erzielt werden. Diese Methode ist sowohl bei körperlichen als auch bei seelischen Erkrankungen effektiv. In der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland wird die tiergestützte Therapie als Teil der psychosomatischen Rehabilitation angeboten.
„Tiere, insbesondere Hunde, schaffen es oft, Barrieren abzubauen und einen Zugang zu Patienten zu finden, der sonst schwer erreichbar ist“, beschreibt die psychologische Psychotherapeutin Carina Weber einen großen Vorteil der tiergestützten Therapie. Die Verbindung zwischen Mensch und Tier wird genutzt, um emotionale Nähe, Wärme und unbedingte Anerkennung zu vermitteln – therapeutische Elemente, die besonders bei Menschen mit psychischen Störungen wertvoll sind. „Allein die Anwesenheit eines freundlichen Hundes kann das emotionale Befinden eines Patienten verbessern“, so Weber. Dies liegt unter anderem daran, dass im Kontakt mit einem Hund keine bindungstraumatischen Erfahrungen reaktiviert werden, wie es im Mensch-Mensch-Kontakt der Fall sein kann. Die Beziehung zum Tier ist wertfrei und ohne Vorurteile.
Durch die natürliche Bewegungsfreude von Hunden werden die Patienten und Patientinnen zudem zu mehr Bewegung motiviert, was sich positiv auf körperliche und psychische Beschwerden auswirken kann. Und auch bei der Arbeit an sozialen Kompetenzen bringen die Tiere einen Vorteil: „Ein Hund bietet direktes und authentisches Feedback, das dem Patienten ermöglicht, seine Körpersprache und Haltung zu reflektieren und zu verbessern“, erläutert Weber. All diese Aspekte machen die tiergestützte Therapie zu einer wertvollen Ergänzung im multimodalen Behandlungskonzept der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland.
Einbindung in das Gesamtkonzept der Rehabilitation
Die tiergestützte Therapie ist nicht als alleinstehende Behandlung zu verstehen, sondern wird immer in den Gesamttherapieplan der Klinik eingebunden. „Unser Ziel ist es, durch den gezielten Einsatz von Tieren die Wirksamkeit unserer therapeutischen Maßnahmen zu verbessern“, betont Weber, die bereits seit 12 Jahren in der Fachklinik arbeitet. Als Bezugstherapeutin nimmt sie die Therapieplanung ihrer Patienten und Patientinnen vor – und entscheidet gemeinsam mit ihnen, welche zusätzlichen Bausteine, wie die tiergestützte Therapie, in den Behandlungsplan aufgenommen werden sollen. Die Interventionen können sowohl in Einzel- als auch in Gruppentherapien stattfinden und zielen unter anderem darauf ab, soziale Kompetenzen zu erweitern, Abgrenzungsfähigkeiten zu verbessern oder dysfunktionale Denkmuster zu modifizieren. „Die Übungen mit den Hunden sind oft eine praktische Erweiterung der Themen, die in den Psychotherapiegruppen besprochen werden“, fasst Weber zusammen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Patient wird gebeten, zusammen mit dem Therapiehund bestimmte Aufgaben zu meistern, wie etwa das Setzen von Grenzen in einem Parcours. „Der Hund reagiert unmittelbar und ehrlich, was dem Patienten hilft, seine eigenen Fähigkeiten in einem sicheren Rahmen zu erproben und weiterzuentwickeln“, so Weber. Insbesondere traumatisierte Patienten und Patientinnen, die beispielsweise sexuelle Gewalt erlebt haben, profitieren von dieser Form der Therapie, da sie in einer wertfreien Umgebung üben können, sich zu behaupten und Grenzen zu setzen.
Manchmal ist es aber auch nur das Miteinander und die positiven Emotionen, die von Tier auf Mensch übertragen werden: „Wir waren Spazieren, haben gekuschelt – und das hat mich runtergefahren“, berichtet Patricia S., eine ehemalige Patientin aus dem Bereich Trauma. „Die Therapie ist sehr anstrengend und die Hündin Roxy ist für mich ein Ruhepol.“
Strenge Qualitätsstandards zum Wohl von Mensch und Tier
Das Wohl der eingesetzten Tiere hat in der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland hohe Priorität. Die Therapiehunde sind speziell ausgebildet und versichert. Ihre Einsätze werden genau überwacht, um sicherzustellen, dass sie nicht überfordert werden. „Die Hunde arbeiten maximal eine halbe Stunde pro Einzelpatient oder Patientin, oder bis zu einer Stunde in Gruppen“, erklärt Weber. Bei Anzeichen von Stress oder Ermüdung wird der Einsatz sofort beendet. Die Gesundheit der Tiere wird durch regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und Impfungen gewährleistet.
Die tiergestützte Therapie wird in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt sowie dem Veterinäramt des Hochsauerlandkreises durchgeführt, um sicherzustellen, dass alle Hygienestandards eingehalten werden. „Wir legen großen Wert darauf, diese Therapieform professionell und verantwortungsvoll durchzuführen“, betont Weber. Dazu gehört auch die enge Zusammenarbeit mit zertifizierten Hundetrainerinnen, die die Hunde und ihre Besitzerinnen über einen Zeitraum von zwölf Monaten ausbilden.
Ausblick: Professionalisierung und wissenschaftliche Fundierung
Die Johannesbad Fachklinik Hochsauerland setzt sich dafür ein, die tiergestützte Therapie weiter zu professionalisieren und wissenschaftlich zu untermauern. „Es ist uns wichtig, dass diese Therapieform nicht nur als trendiger Zusatz, sondern als fundiertes Element in der psychotherapeutischen Behandlung angesehen wird“, erklärt Weber. Dies schließt auch den Wunsch nach klaren Qualitätsparametern und einem intensiven Austausch innerhalb der Fachgemeinschaft ein.
Die tiergestützte Therapie in der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland bietet eine vielversprechende Möglichkeit, den Therapieerfolg zu unterstützen und Patienten und Patientinnen auf ihrem Weg zur Genesung zu begleiten. Dabei steht stets das Wohl von Mensch und Tier im Mittelpunkt – eine Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg dieser innovativen Therapieform.