Der Begriff Amputation kommt aus dem Lateinischen („amputare“ = abtrennen, wegschneiden) und bedeutet das Abtrennen eines Körperteiles vom Körper. Man unterscheidet im medizinischen Sprachgebrauch zwischen einer Majoramputation und Minoramputation. Bei Majoramputationen handelt es sich um sogenannte „große Amputationen“, bei denen größere Anteile oder gar vollständige Extremitäten (Arme, Beine) betroffen sind. Bei den Minoramputationen handelt es sich um das Abtrennen von kleineren Körperteilen wie z.B. Zehen oder Finger/Teilfinger. Bei den Majoramputationen an der unteren Extremität unterscheidet man noch zwischen einer Oberschenkel- und Unterschenkelamputation. Um hier für die spätere Mobilisation mit einer Prothese einen belastbaren Stumpf zu schaffen wird während der Operation Muskulatur vergleichbar einem Polster über dem Knochenstumpf miteinander vernäht.
Zunächst einmal unterscheidet man zwischen geplanten und notfallmäßig durchgeführten Amputationen. Die meisten geplant durchgeführten Amputationen erfolgen im Rahmen von Erkrankungen, welche zu einer kritischen Minderdurchblutung führen, so z.B. die periphere arterielle Verschlußkrankheit (pAVK) oder ein Diabetes Mellitus. Dabei können zum einen im Krankheitsverlauf nicht mehr beherrschbare Schmerzen oder eine drohende Sepsis (Blutvergiftung) durch ischämisches Gewebe (absterbendes Gewebe) zur Indikation einer Amputation führen.
Weitere Indikationen, die zu einer geplanten Amputation führen, sind nicht mehr lokal beherrschbare entzündliche Prozesse (unabhängig von der Durchblutungssituation) oder bösartige Tumoren.
Notfallmäßig durchgeführte Amputationen erfolgen häufig infolge von Unfallverletzungen, bei denen das betreffende Körperteil nicht primär erhalten werden kann. Dies erfolgt in der Regel notfallmäßig in der erstversorgenden Klinik, kann im Einzelfall jedoch auch durch den Notarzt am Unfallort erfolgen, z.B. bei Verschüttung/Einklemmung, wenn technisch keine andere Möglichkeit besteht den betroffenen Patienten außer Lebensgefahr zu bringen.
Nach einer Amputation ist es zunächst wichtig, dass Betroffene durch eine an die Gesamtkonstellation angepasste Therapie in einen klinisch stabilen Zustand gebracht werden. Bei Amputationen im Bereich der unteren Extremitäten wird im weiteren Verlauf ein stabiler und belastbarer Stumpf angestrebt. Dazu muss die Wundheilung abgeschlossen sein. Es erfolgt postoperativ eine Konditionierung der Weichteile durch eine spezielle Wickelung mit elastischen Binden und das Anpassen eines sogenannten Liners. Dieser verankert sich als „straffer Strumpf“ an dem Stumpf. An ihm befindet sich die Ankopplung zur späteren Prothese.
Eine Rehabilitation macht Sinn sobald die Wundheilung abgeschlossen ist, der Stumpf aufbelastet werden kann und eine Interimsprothese (vorläufige Prothese) angepasst wurde.
Zielsetzungen während einer Reha-Maßnahme sind zum einen das Erreichen einer eigenen Mobilität unter Verwendung der Prothese sowie der Erhalt der Selbstständigkeit im täglichen Leben, auch ADL-Bereich („Activities of Daily Life“ = Aktivitäten des alltäglichen Lebens) genannt. Dazu kommen schwerpunktmäßig neben einer medizinischen Trainingstherapie am Gerät zum Aufbau einer stabilisierenden Muskulatur gezielte krankengymnastische und ergotherapeutische Therapien zum Einsatz.
In jedem Fall ist während der Rehabilitationsphase eine enge Zusammenarbeit mit dem betreuenden Prothesentechniker erforderlich, da in der frühen Phase der Mobilisation aufgrund der ständigen Anpassung und Veränderung des Stumpfes des Öfteren die technische Anpassung der Prothese erforderlich wird.
Bei Majoramputationen der oberen Extremität (Arm) ist nach Abheilung des Stumpfes ebenso die Versorgung mit individuell angefertigten Prothesen möglich. Hier zeigt sich eine große Bandbreite an technischen Möglichkeiten, um je nach Anspruch der Patientin oder des Patienten eine optimale Rückführung in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Mit und ohne prothetischer Versorgung ist auch hier eine intensive ergotherapeutische Nachsorge zum Erhalt der Selbstständigkeit im ADL-Bereich, gegebenenfalls mit einer individuell angepassten Hilfsmittelversorgung erforderlich.