Pro Jahr werden in Deutschland aufgrund von Arthrofibrose bzw. Gelenkverschleißes von Knie und Hüfte jeweils etwa 150.000 Endoprothesen eingesetzt. Darüber hinaus müssen jährlich 40.000 orthopädische Wechseloperationen aufgrund von Lockerung und Abnutzung oder anderen Problemen bei implantierten Endoprothesen vorgenommen werden.
Doch viele Patienten sind bereits von Anfang an mit ihrer Endoprothese unzufrieden, was vor allem die Knieendoprothesen betrifft. Mehr als 30 % der Patienten klagen nach der Operation über Gelenkschmerzen, Schwellungs- und Reizzustände und Bewegungseinschränkungen.
In unseren Johannesbad Fachkliniken haben wir ein stationäres Behandlungskonzept entwickelt, mit dessen Hilfe eine erneute operative Intervention vermieden werden kann.
Schmerzen sind nach einer Endoprothesenoperation bei einer Arthrofibrose immer zu erwarten, da zahlreiche schmerzempfindliche Strukturen wie Knochen, Schleimhaut, Gelenkkapsel und Bänder durch die Operation in Mitleidenschaft gezogen werden. So müssen Schmerzmedikamente oft bis zum Ende der Reha-Maßnahmen eingenommen werden. Bei einem großen Bluterguss oder übermäßiger Bewegungstherapie reicht die Schmerzausschaltung nicht aus. Die dadurch schmerzbedingte Schonung mit reflektorischer Hemmung der Muskulatur, kann sich bis zu einer schlaffen Muskellähmung entwickeln. Dies erschwert das Durchbewegen des Gelenks, was wiederum die Resorption des Gelenkergusses und des Hämatoms verzögert.
Wenn sich daraus ein Blutgerinnsel entwickelt, wird dieses im weiteren Verlauf zu Bindegewebe umgewandelt und führt zu Verklebungen der umgebenden Gelenkschleimhäute mit der Folge einer jetzt nicht nur schmerzbedingten, sondern mechanisch-strukturell verursachten Bewegungseinschränkung. Die stets begleitende Muskelatrophie beeinträchtigt die Dehnbarkeit der Muskelfasern und hemmt so ebenfalls die Gelenkbeweglichkeit.
Das Knie ist das größte Gelenk des Menschen mit den diffizilsten Strukturen und der kompliziertesten Mechanik. Die Gelenkkapsel beinhaltet den größten Synovialraum des Körpers. Seine Schleimhautauskleidung mit zahlreichen Aussackungen und Nischen dient unter anderem auch als Verschiebeschicht für die umgebenden Weichteile und stellt so den vollen Bewegungsumfang des Gelenkes sicher.
Verklebungen dieser Schleimhautauskleidung entstehen bei Schädigung der Schleimhaut oder durch Blutgerinnsel nach Operation und Verletzungen. Sie sind meist oberhalb der Kniescheibe oder in den seitlichen Aussackungen lokalisiert und stellen zusammen mit Vernarbungen und Verdickungen der umgebenden Kapsel und der Bänder die häufigste Ursache für eine Bewegungseinschränkung nach einer Operation oder Verletzung dar.
Dosierte, der jeweiligen Phase angepasste Krankengymnastik, spezifische Maßnahmen wie Reflextherapie, Osteopathie und Craniosacrale Therapie beschleunigen den Heilungsvorgang und stellen die Beweglichkeit wieder her.
Eine individuell angepasste medikamentöse Schmerztherapie bei einer Arthrofibrose nach dem Stufenschema der WHO ist unerlässlich, sie garantiert die Effizienz der krankengymnastischen Übungsbehandlung, verhindert die schmerzbedingte Schonung und die resultierende Muskelatrophie (Muskelschwund).
Der Reizzustand des Gelenks, die Kapselschwellung und der Gelenkerguss werden je nach Ausprägung mit entzündungshemmenden Medikamenten in adäquater Dosierung behandelt. Alle Maßnahmen zielen darauf ab, eine ausreichende Funktion des Gelenkes als Ganzes wiederherzustellen, damit der Patient vollen Nutzen aus seiner Endoprothese ziehen kann und den Anforderungen in Beruf und Alltag wieder gewachsen ist.