Wirbelsäulen-Syndrome

Was versteht man unter Wirbelsäulen-Syndrom, BWS-Syndrom, LWS-Syndrom und HWS-Syndrom?

Wirbelsäulenerkrankungen gehören zu den häufigsten medizinischen Erscheinungen und begleiten immer mehr Menschen in ihrem Alltag. Aufgrund der Komplexität der Wirbelsäule sind die Erscheinungsformen der Probleme höchst unterschiedlich, was oft eine genaue Diagnose erschwert.

Beim Wirbelsäulensyndrom handelt es sich um eine sogenannte Verlegenheitsdiagnose, die jedoch relativ häufig gestellt wird. Sie fasst verschiedene unklare Schmerzzustände im Bereich der Wirbelsäule zusammen – von Nackenschmerzen bis zu Rückenschmerzen – bleibt dabei aber eher ungenau und diffus, was an den unterschiedlichsten Erscheinungsformen der Symptome liegt, die von Individuum zu Individuum verschieden sind. Der Begriff „Syndrom“ wird dabei immer verwendet, wenn mehrere Symptome gleichzeitig auftreten.

Je nach Ort der Beschwerden unterscheidet man zwischen dem Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom), dem Lendenwirbelsäulen-Syndrom (LWS-Syndrom) und dem Brustwirbelsäulen-Syndrom (BWS-Syndrom). Unterschieden wird bei der Diagnose auch hinsichtlich des Verlaufs, der Schmerzausstrahlung sowie der spezifischen Ursache des jeweiligen Syndroms.

Welche Symptome treten bei einem Wirbelsäulen-Syndrom auf?

Aufgrund der Komplexität der unterschiedlichen Erkrankungen und der entsprechenden Symptome sind Fehldiagnosen leider eine häufige Erscheinung. Mögliche Symptome von Wirbelsäulensyndromen können z. B. Schmerzen im Hals- und Schulterbereich sowie Nacken- und Rückenschmerzen sein. Auch Kopfschmerzen sind möglich.

Kommt es zu Blockierungen, können auch Ohrgeräusche, Schwindel und Sehstörungen auftreten. Bei Nervenquetschungen können oft auch Taubheitsgefühle und Empfindungsstörungen beobachtet werden – so kann es dann z. B. zum bekannten „Ameisenkribbeln“ im Bereich der Arme kommen. Ist das vegetative Nervensystem betroffen, können zudem Schweißbildung, Herzrasen und Nervosität auftreten.

Ursache und Risikofaktoren

So unterschiedlich und diffus die Syndrome, so unterschiedlich sind auch die Ursachen. Generelle Ursachen für die Schmerzen können unter anderem Muskelverspannungen sowie Verschleißerscheinungen bzw. Versteifungen in Verbindung mit einer übersteigerten Beweglichkeit einzelner Wirbelsäulen-Abschnitte sein. Auch Arthrose, Facettengelenk-Entzündungen (an Wirbelverbindungen) und Facetten- / Rippengelenk-Blockierungen werden häufig diagnostiziert.

Speziell beim HWS-Syndrom können auch diverse andere Ursachenfaktoren auftreten. Neben funktionellen Verspannungen und diversen Dysfunktionen sind häufige Ursachen degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule – oft eine altersbedingte und völlig natürliche Abnutzungserscheinung. Auch Tumore und Wirbelsäulenoperationen können mitunter die Symptome auslösen.

Ein Grund für Wirbelsäulensyndrome kann ein Bandscheibenvorfall sein. Durch ausgetretenes Bandscheibengewebe kommt es in solchen Fällen zu einer Quetschung von einzelnen Nerven – je nach Ort kommt es dann zu Schmerzen im Bereich des Nackens bzw. der Arme oder zu Schmerzen im Bereich des unteren Rückens und der Beine. Auch das sogenannte Wirbelgleiten ist ein häufiger Schmerzverursacher – durch eine Gelenk- bzw. Bänderschwäche rutschen die jeweiligen Wirbel gegeneinander ab und knicken dabei Nerven ein.

Verdacht auf Wirbelsäulensyndrom? Untersuchung und Diagnose

Bei Verdacht auf ein Wirbelsäulensyndrom ist der erste Schritt der Untersuchung und Diagnostik die ausführliche körperliche Untersuchung der Patientin oder des Patienten. Besonders wichtig sind dabei die Körperachsen, die von außen betrachtet werden. Es wird überprüft, ob Betroffene Abweichungen im Sinn einer Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule), der vermehrten Kyphose (natürliche Biegung der Wirbelsäule im Bereich der Brustwirbelsäule in Richtung Rücken) oder Lordose (natürliche Biegung der Wirbelsäule im Bereich der Brustwirbelsäule in Richtung Bauch) aufweisen. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt untersucht ebenfalls auf Schiefstände des Beckens oder ein Kippen des Schultergürtels.

Auch das Gangbild und die Beinlängen werden untersucht, um keinen Hinweis auf ein Wirbelsäulensyndrom zu übersehen.

Bei einer manuellen Untersuchung sollen zudem muskuläre Verspannungen, Bereiche, die auf Druck schmerzhaft reagieren, Gelenkblockaden, Dysfunktionen usw. festgestellt werden.

Bei einer Befragung der oder des Betroffenen hinsichtlich privater, beruflicher und sportlicher Belastung ergeben sich weitere Hinweise auf eine mögliche Ursache des Syndroms. Die Diagnostik kann zusätzlich mithilfe bildgebender Verfahren erfolgen:

  • Röntgen
  • Myelographie/Myelo-CT (Röntgen mit Kontrastmittel)
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Prävention und Therapie

Aufgrund der Vielfalt der Krankheitsmodelle und Symptome stehen unterschiedliche Therapieformen für die Behandlung des Wirbelsäulen-Syndroms zur Verfügung, z.B. Physiotherapie, Massagen, Übungen und Anwendungen zur Muskelentspannung sowie zum Muskelaufbau. Zum Einsatz kommen auch alternative Techniken wie Osteopathie. Die Behandlung ist dabei oft langwierig und aufwändig, da zu Beginn aufgrund der diffusen Symptome die Beschwerden oft nur ungenau kategorisiert werden können.

In vielen Fällen bildet dabei zunächst eine passende Medikation die Grundlage – verschiedene muskelentspannende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Arzneimittel kommen dabei zum Einsatz.

Auch alternative Techniken wie Osteopathie kommen mitunter in Frage. Nicht zu unterschätzen ist die Wichtigkeit der konsequenten Vorsorge: Regelmäßiger Sport und ein gesunder Lebensstil können hier Beschwerden lindern.

Zur Prävention von Wirbelsäulensyndromen ist zum Beispiel die richtige Körperhaltung von Bedeutung. Ein Hohlkreuz belastet die Lendenwirbelsäule unnötig, genauso wie eine falsche Sitzposition. Menschen, die beruflich lange und viel sitzen müssen, sollten also unbedingt darauf achten, die Wirbelsäule möglichst gerade zu halten.

Übergewicht belastet die Wirbelsäule ebenso übermäßig. Auch das sollte möglichst vermieden werden. Eine starke Rumpfmuskulatur hilft nicht nur, die Wirbelsäule zu entlasten, sondern korrigiert des Weiteren Fehlhaltungen. Wer oft gestresst ist, darf sich ab und zu eine Auszeit gönnen, um keine Verspannungen aufkommen zu lassen. Rauchen sollte man aufhören oder am besten gar nicht erst beginnen – es gilt als erwiesen, dass es einen negativen Einfluss auf die Nährstoffzufuhr hat.

Rückenbeschwerden erfordern meist konservative Therapieverfahren. Nur selten ist eine Operation notwendig. Besonders effektiv können Leiden des Rückens im Rahmen einer Rehabilitation behandelt werden.

Krankheitsverlauf und Prognose

Weil die Krankheitsbilder des Wirbelsäulensyndroms recht unterschiedlich ausfallen können und häufig unklare Symptome die Einordnung der Beschwerden schwierig machen, kann die Heilung eines Wirbelsäulensyndroms verhältnismäßig lange Zeit in Anspruch nehmen und die Behandlung aufwändig sein. Wird ein Wirbelsäulensyndrom in der akuten Phase richtig behandelt, sind die Heilungschancen gut, wird der Schmerz jedoch chronisch und hält über ca. drei Monate an, wird die Prognose unklar.

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