Eine Somatoforme Störung (Psychosomatisches Syndrom) kann vorliegen, wenn eine Person unter verschiedenen körperlichen (somatischen) Beschwerden leidet, für die trotz mehrfach durchgeführter Untersuchungen keine eindeutige körperliche Ursache gefunden werden kann. Die Beschwerden besitzen eine große Bandbreite in ihrer Intensität und können jeden Körperteil und jedes Organ betreffen. Tückisch an dieser Krankheit ist, dass Betroffene und/oder Ärzte häufig fest davon überzeugt sind, dass die Ursache in einer körperlichen Erkrankung liegen muss. Das führt zu weiteren körperlichen Untersuchungen, die der Ursache aber nicht auf den Grund gehen können. Wird die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung von den Betroffenen und/oder den Behandlern nicht in Erwägung gezogen, kann es zu häufigen Arztwechseln kommen, die zu weiterer Frustration führen, weil man das Gefühl entwickelt, dass einem niemand helfen kann oder will. Aus dieser Frustration können weitere psychische Probleme wie zum Beispiel die Entstehung einer Depression folgen.
Eine Somatoforme Störung kann sich in unterschiedlichen Formen bilden. Zu ihnen zählen unter anderem:
Bei dieser Erkrankung stehen weniger die körperlichen Beschwerden im Vordergrund, sondern die ausufernde und ständige gedankliche Beschäftigung damit. Betroffene sind objektiv körperlich gesund, aber gleichzeitig davon überzeugt, dass sie an einer ernsthaften körperlichen Krankheit leiden. Das soziale und berufliche Leben der Betroffenen kann durch die anhaltende Angst und der Beschäftigung mit den eigenen Leiden beeinträchtigt werden. Frauen und Männer sind von dieser Krankheit etwa gleichstark betroffen.
Von einer Somatisierungsstörung spricht man, wenn über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren körperliche Beschwerden bestehen, die sich trotz eingängiger Untersuchungen keiner körperlichen Ursache zuordnen lassen. Häufig gehen anhaltende Müdigkeit, Appetitverlust, Herz-, Magen-Darm- oder Blasenbeschwerden damit einher. Von dieser Störungsform sind mehr Frauen als Männer betroffen.
Die Somatoforme Schmerzstörung grenzt sich vor allem durch die Intensität, der Dauer und den wechselhaften Charakter von der Somatisierungsstörung ab. So sind die Schmerzen häufig so stark, dass der Alltag komplett von diesen beherrscht wird. Der Schmerzort und -charakter wechselt dabei häufig und ohne erkennbares Muster. Die Somatoforme Schmerzstörung tritt häufiger dort auf, wo es bereits innerhalb der Familie Betroffene gibt oder gab. Insgesamt sind Frauen und Männer gleich oft betroffen.
Die Haupteigenschaft einer somatoformen Störung sind körperliche Beschwerden, die/der Betroffene nicht willentlich kontrolliert oder vortäuscht, für die es aber auch keine medizinische, körperliche Erklärung gibt. Auftreten kann sie in allen Organsystem und entwickelt dabei verschiedene Symptome. Am häufigsten entstehen die folgenden Symptome:
Somatoforme Störungen führen zu einer verstärkten der Wahrnehmung der eigenen Körperprozesse, die von Betroffenen nicht als normal, sondern als krankhaft wahrgenommen und damit als Anzeichen einer körperlichen Erkrankung erkannt werden. Die Ursachen hierfür sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Vermutlich spielen häufig auch mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung einer Somatoformen Störung. Aktuell kennt die Wissenschaft drei Erklärungsansätze zu den Ursachen:
Weitere Faktoren, die sich ungünstig auf eine Somatoforme Störung auswirken oder diese entstehen lassen können, sind:
Letztlich führen unterschiedliche körperliche, seelische und soziale Umstände dazu, dass manche Menschen eine Somatoforme Störung entwickeln und die Beschwerden fortbestehen.
Eine Somatoforme Störung zu erkennen und von anderen körperlichen Erkrankung abzugrenzen ist nicht einfach. Eine Somatoforme Störung kann erst festgestellt werden, wenn die wahrscheinlichsten anderen körperlichen Ursachen durch Untersuchungen ausgeschlossen werden konnten. Dazu gehören je nach Beschwerden Blutuntersuchungen, EKG- und Röntgen-Aufnahmen und weitere diagnostische Tests. Bei der Somatoformen Störung handelt es sich also um eine Ausschlussdiagnose, da der Körper keine eindeutigen Signale aussendet anhand derer man eine Somatoforme Störung festmachen kann. Letztlich entscheidend für die Diagnose ist, dass viele verschiedene körperliche Symptome auftreten und diese sich meistens nicht nur auf ein Organsystem beschränken und es hierfür keine medizinische Aufklärung gibt. Auch die Länge des Zeitraums seitdem die Beschwerden auftreten helfen bei der Identifizierung der Störungserkrankung.
Um eine Somatoforme Störung frühzeitig bekämpfen zu können, sollten Sie beim Auftreten von Körperbeschwerden gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt neben körperlichen, auch seelische Ursachen beleuchten. Bei der Betrachtung der möglichen körperlichen Ursachen, ist es dienlich, sich zunächst auf die wahrscheinlichsten Ursachen zu beschränken und nicht zu versuchen, alle möglichen Körpererkrankungen auszuschließen, bevor auch seelische Ursachen in Betracht gezogen werden. Dies birgt sonst die Gefahr, dass die wahre Ursache zu spät entdeckt wird. Außerdem können körperliche Diagnosemethoden zu neuen Beschwerden führen und damit Angstgefühle weiter verstärken.
Eine Psychotherapie ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Somatoformen Störungen. Sie lernen hierbei, wie sie Ihre körperlichen Beschwerden einordnen und den eigenen Alltag bewältigen können.
Bestandteile der Therapie können sein:
Neben der Psychotherapie können unter bestimmten Voraussetzungen auch Medikamente (Psychopharmaka) helfen, deren Einsatz einer engen Abstimmung zwischen Ihren und einer Fächärztin/einem Facharzt bedarf.
Betroffenen haben aber auch Möglichkeiten präventiv oder lindernd aktiv zu werden:
Eine Somatisierungsstörung entwickelt sich häufig zu einer chronischen Erkrankung. Das ist hauptsächlich darin begründet, dass oft Jahre vergehen, bis eine Störung richtig diagnostiziert wurde und mit der Behandlung begonnen werden kann. Im weiteren Verlauf der Erkrankung sind häufig wechselnde Symptome eine weitere Hürde für die richtige Diagnose.
Je früher jedoch die Somatoforme Störung als solche erkannt und behandelt wird, desto günstiger ist die Langzeitprognose. Die sorgfältige Kombination aus körperlichen Untersuchungen, psychologischer Therapien und stressabbauenden Entspannungsverfahren können sich äußerst günstig auf die Beschwerden auswirken und diese sogar gänzlich beseitigen.
Wenn für eine dauerhafte körperliche Beschwerde keine körperliche bzw. organische Ursache ausgemacht werden kann, ist es wahrscheinlich, dass eine überforderte Seele Alarm schlägt und Entlastung fordert. Je schneller dieser Forderung nachgekommen wird, umso rascher werden sich auch die körperlichen Beschwerden bessern.