Körperliche Beschwerden

Somatoforme Störungen

Was versteht man unter einer Somatoformen Störung?

Eine Somatoforme Störung (Psychosomatisches Syndrom) kann vorliegen, wenn eine Person unter verschiedenen körperlichen (somatischen) Beschwerden leidet, für die trotz mehrfach durchgeführter Untersuchungen keine eindeutige körperliche Ursache gefunden werden kann. Die Beschwerden besitzen eine große Bandbreite in ihrer Intensität und können jeden Körperteil und jedes Organ betreffen. Tückisch an dieser Krankheit ist, dass Betroffene und/oder Ärzte häufig fest davon überzeugt sind, dass die Ursache in einer körperlichen Erkrankung liegen muss. Das führt zu weiteren körperlichen Untersuchungen, die der Ursache aber nicht auf den Grund gehen können. Wird die Möglichkeit einer psychischen Erkrankung von den Betroffenen und/oder den Behandlern nicht in Erwägung gezogen, kann es zu häufigen Arztwechseln kommen, die zu weiterer Frustration führen, weil man das Gefühl entwickelt, dass einem niemand helfen kann oder will. Aus dieser Frustration können weitere psychische Probleme wie zum Beispiel die Entstehung einer Depression folgen.

Welche Formen der Somatoformen Störung gibt es?

Eine Somatoforme Störung kann sich in unterschiedlichen Formen bilden. Zu ihnen zählen unter anderem:

Hypochondrische Störungen

Bei dieser Erkrankung stehen weniger die körperlichen Beschwerden im Vordergrund, sondern die ausufernde und ständige gedankliche Beschäftigung damit. Betroffene sind objektiv körperlich gesund, aber gleichzeitig davon überzeugt, dass sie an einer ernsthaften körperlichen Krankheit leiden. Das soziale und berufliche Leben der Betroffenen kann durch die anhaltende Angst und der Beschäftigung mit den eigenen Leiden beeinträchtigt werden. Frauen und Männer sind von dieser Krankheit etwa gleichstark betroffen.
 

Somatisierungsstörung

Von einer Somatisierungsstörung spricht man, wenn über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren körperliche Beschwerden bestehen, die sich trotz eingängiger Untersuchungen keiner körperlichen Ursache zuordnen lassen. Häufig gehen anhaltende Müdigkeit, Appetitverlust, Herz-, Magen-Darm- oder Blasenbeschwerden damit einher. Von dieser Störungsform sind mehr Frauen als Männer betroffen.


Somatoforme Schmerzstörung

Die Somatoforme Schmerzstörung grenzt sich vor allem durch die Intensität, der Dauer und den wechselhaften Charakter von der Somatisierungsstörung ab. So sind die Schmerzen häufig so stark, dass der Alltag komplett von diesen beherrscht wird. Der Schmerzort und -charakter wechselt dabei häufig und ohne erkennbares Muster. Die Somatoforme Schmerzstörung tritt häufiger dort auf, wo es bereits innerhalb der Familie Betroffene gibt oder gab. Insgesamt sind Frauen und Männer gleich oft betroffen.

Somatoforme Störungen. Welche Symptome können auftreten?

Die Haupteigenschaft einer somatoformen Störung sind körperliche Beschwerden, die/der Betroffene nicht willentlich kontrolliert oder vortäuscht, für die es aber auch keine medizinische, körperliche Erklärung gibt. Auftreten kann sie in allen Organsystem und entwickelt dabei verschiedene Symptome. Am häufigsten entstehen die folgenden Symptome:

  • Symptome im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems
    • Brustschmerz
    • Druckgefühl
    • Herzstechen oder Herzstolper
       
  • Symptome im Bereich des Magen-Darm-Trakts
    • Bauchschmerzen
    • Verdauungsprobleme mit Verstopfung und/oder Durchfall
    • Übelkeit
    • Völlegefühl
  • Symptome im urogenitalen Bereich
    • Schmerzen beim Wasserlassen
    • Häufiges Wasserlassen
    • Unterbauchschmerzen
       
  • Symptome im Bereich der Atmung
    • Gefühl der Luftnot
    • Kurzatmigkeit
       
  • Symptome im Bereich der Muskeln und Gelenke
    • Rückenschmerzen, Schmerzen in Armen und Beinen

Wie entsteht eine Somatoforme Störung? Ursachen und Risikofaktoren

Somatoforme Störungen führen zu einer verstärkten der Wahrnehmung der eigenen Körperprozesse, die von Betroffenen nicht als normal, sondern als krankhaft wahrgenommen und damit als Anzeichen einer körperlichen Erkrankung erkannt werden. Die Ursachen hierfür sind komplex und noch nicht vollständig erforscht. Vermutlich spielen häufig auch mehrere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung einer Somatoformen Störung. Aktuell kennt die Wissenschaft drei Erklärungsansätze zu den Ursachen:

  • Genetische Veranlagung
    Die Möglichkeit der genetischen Vererbung ist zwar noch nicht vollständig erforscht und bestätigt, aber eine Vielzahl dokumentierter Fälle bei Verwandten ersten Grades von Betroffenen deuten auf einen genetischen Zusammenhang hin.
  • Seelische Ursachen
    Werden innere psychische Konflikte nicht gelöst, können sich diese auf den Körper ausbreiten und auf dieser Ebene ausgetragen werden. Dies äußert sich dann in Form von körperlichen und organischen Beschwerden. Die somatoforme Störung kann sich dann in Form einer generalisierten Angst zeigen, die von der Betroffenen Person keiner bestimmten Ursache zugeordnet werden kann. Seelisches Befinden und körperliche Vorgänge sind sehr eng verbunden, unter anderem über Stresshormone und über das vegetative Nervensystem. Langanhaltende Körperbeschwerden können selbst zu einer seelischen Belastung werden. Dann ist es oft gar nicht mehr hilfreich, die eine Ursache zu suchen.
  • Lerntheoretischer Erklärungsansatz
    Somatoforme Störungen können auch durch ein selbstverstärkendes Verhaltensmuster entstehen. Dies kann aus einem zunächst harmlosen Gedankengang hervorgehen, wenn die betroffene Person sich zum Beispiel die Frage stellt, ob das eigene Herz regelmäßig schlägt. Durch das Ertasten des Pulsschlags richtet sich die Aufmerksamkeit gezielt auf die körperlichen Symptome. Die Atmung und der Pulsschlag können sich durch diese Konzentration darauf tatsächlich verändern, wodurch sich die Person wiederum in seiner Sorge oder Angst bestätigt fühlt. Je intensiver die Person ihre Aufmerksamkeit auf die Beschwerden lenkt, desto stärker werden sie. Es entsteht ein Teufelskreis aus dem Betroffene nur schwer aus eigener Kraft ausbrechen können. Die Somatoforme Störung wird auf gewisse Weise erlernt.

Weitere Faktoren, die sich ungünstig auf eine Somatoforme Störung auswirken oder diese entstehen lassen können, sind:

  • Frühe Erfahrung von Krankheit (eigene oder in der Familie)
  • Außergewöhnliche Belastungen und ungünstige Lebensumstände in der Kindheit und frühen Lebensphasen
  • Chronische oder schwere körperliche Erkrankungen
  • Außergewöhnliche Belastungen (z.B. Arbeitslosigkeit, Trennung, Unfälle, Operationen, Verlust einer nahestehenden Person)
  • Soziale Konflikte oder mangelnde soziale Unterstützung
  • Veränderungen der Lebensumstände (z.B. berufliche Veränderungen, Berentung, Umzüge, Geburt)
  • Sorgenvoller Umgang mit Körperbeschwerden
  • Biologische Faktoren

Letztlich führen unterschiedliche körperliche, seelische und soziale Umstände dazu, dass manche Menschen eine Somatoforme Störung entwickeln und die Beschwerden fortbestehen.

Wie erkennt man eine Somatoforme Störung? Untersuchung und Diagnose

Eine Somatoforme Störung zu erkennen und von anderen körperlichen Erkrankung abzugrenzen ist nicht einfach. Eine Somatoforme Störung kann erst festgestellt werden, wenn die wahrscheinlichsten anderen körperlichen Ursachen durch Untersuchungen ausgeschlossen werden konnten. Dazu gehören je nach Beschwerden Blutuntersuchungen, EKG- und Röntgen-Aufnahmen und weitere diagnostische Tests. Bei der Somatoformen Störung handelt es sich also um eine Ausschlussdiagnose, da der Körper keine eindeutigen Signale aussendet anhand derer man eine Somatoforme Störung festmachen kann. Letztlich entscheidend für die Diagnose ist, dass viele verschiedene körperliche Symptome auftreten und diese sich meistens nicht nur auf ein Organsystem beschränken und es hierfür keine medizinische Aufklärung gibt. Auch die Länge des Zeitraums seitdem die Beschwerden auftreten helfen bei der Identifizierung der Störungserkrankung.

Somatoforme Störung. Prävention und Therapie

Um eine Somatoforme Störung frühzeitig bekämpfen zu können, sollten Sie beim Auftreten von Körperbeschwerden gemeinsam mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt neben körperlichen, auch seelische Ursachen beleuchten. Bei der Betrachtung der möglichen körperlichen Ursachen, ist es dienlich, sich zunächst auf die wahrscheinlichsten Ursachen zu beschränken und nicht zu versuchen, alle möglichen Körpererkrankungen auszuschließen, bevor auch seelische Ursachen in Betracht gezogen werden. Dies birgt sonst die Gefahr, dass die wahre Ursache zu spät entdeckt wird. Außerdem können körperliche Diagnosemethoden zu neuen Beschwerden führen und damit Angstgefühle weiter verstärken.

Eine Psychotherapie ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Somatoformen Störungen. Sie lernen hierbei, wie sie Ihre körperlichen Beschwerden einordnen und den eigenen Alltag bewältigen können.

Bestandteile der Therapie können sein:

  • Die intensive Auseinandersetzung mit dem Zusammenspiel von Körper und Seele, um die Entstehungsprozesse der Beschwerden besser verstehen und einordnen zu können.
  • Bewusste Steuerung von Gedanken und Gefühlen für einen hilfreicheren Umgang mit körperlichen Beschwerden.
  • Die Körperaktivität trotz Beschwerden langsam wieder zu steigern.
  • Reduzierung der Körperbeschwerden durch gezielte Strategien wie Aktivierung, Stressbewältigung und Achtsamkeitstrainings.

Neben der Psychotherapie können unter bestimmten Voraussetzungen auch Medikamente (Psychopharmaka) helfen, deren Einsatz einer engen Abstimmung zwischen Ihren und einer Fächärztin/einem Facharzt bedarf.

Betroffenen haben aber auch Möglichkeiten präventiv oder lindernd aktiv zu werden:

  • Gestaltung eines aktiven Alltags
    • Auch bei körperlichen Beschwerden aktiv bleiben oder werden. In kleinen Schritten die Aktivität zu steigern, führt in der Regel zu einem positiven Einfluss auf den Körper.
    • Der regelmäßige Wechsel zwischen Phasen der Aktivität und Phasen der Entspannung kann sich ebenfalls sehr positiv auswirken. Hierbei sind Entspannungstechniken wie zum Beispiel progressive Muskelentspannung oder Yoga hilfreich.
  • Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist ebenfalls eine Säule der Prävention oder hilft dabei die körperlichen Beschwerden in den Hintergrund rücken zu lassen.
  • Das Ausleben von Hobbies und Dingen, die Spaß machen füllen die eigenen Ressourcen und Kraftreserven auf und wirken sich positiv auf die Gemütsverfassung aus und haben somit ebenfalls einen positiven Effekt auf körperliche Beschwerden.
  • Selbstreflektion kann dabei helfen herauszufinden, welche Verhaltensweisen und Gedanken die Beschwerden lindern. Wenn diese als hilfreich identifiziert wurden, können sie für gezielte Strategien in Phasen verwendet werden, in denen die Beschwerden sich in den Vordergrund drängen.
  • Offener Austausch mit nahestehenden Personen oder einer geeigneten Selbsthilfegruppe schaffen Akzeptanz und stärken die eigene mentale Verfassung.

 

Somatoforme Störungen. Krankheitsverlauf und Prognose

Eine Somatisierungsstörung entwickelt sich häufig zu einer chronischen Erkrankung. Das ist hauptsächlich darin begründet, dass oft Jahre vergehen, bis eine Störung richtig diagnostiziert wurde und mit der Behandlung begonnen werden kann. Im weiteren Verlauf der Erkrankung sind häufig wechselnde Symptome eine weitere Hürde für die richtige Diagnose.

Je früher jedoch die Somatoforme Störung als solche erkannt und behandelt wird, desto günstiger ist die Langzeitprognose. Die sorgfältige Kombination aus körperlichen Untersuchungen, psychologischer Therapien und stressabbauenden Entspannungsverfahren können sich äußerst günstig auf die Beschwerden auswirken und diese sogar gänzlich beseitigen.

Wenn für eine dauerhafte körperliche Beschwerde keine körperliche bzw. organische Ursache ausgemacht werden kann, ist es wahrscheinlich, dass eine überforderte Seele Alarm schlägt und Entlastung fordert. Je schneller dieser Forderung nachgekommen wird, umso rascher werden sich auch die körperlichen Beschwerden bessern.

Unsere Kliniken behandeln im Rahmen unterschiedlicher Konzepte Somatoforme Störungen:

Fachklinik Bad Füssing

Die Johannesbad Fachklinik Bad Füssing ist angeschlossen an eine der größten Thermen Europas, die Johannesbad Therme. Ihr breites Behandlungsangebot, unterstützt durch das thermale Heilwasser, bietet optimale Voraussetzungen für Ihre Genesung.

Fachklinik, Gesundheits- & Reha-Zentrum Saarschleife

Die Fachklinik hält ein breites stationäres und ambulantes Behandlungsangebot für orthopädische, psychosomatische und neurologische Erkrankungen bereit. Eine umfangreiche Bäder- und Sauna- und Wellnesslandschaft ergänzt die stationären und ambulanten Angebote.

Johannesbad Fachklinik Hochsauerland

Die Johannesbad Fachklinik Hochsauerland bietet im Rahmen einer stationären Rehabilitation Hilfe bei psychosomatischen Erkrankungen. Sie befindet sich in Bad Fredeburg im Hochsauerland.

Johannesbad Fachklinik Furth im Wald

Die Johannesbad Fachklinik Furth im Wald ist ein Therapiezentrum für Abhängigkeitserkrankungen, das auch psychiatrische und psychosomatische Störungen behandelt. Sie befindet sich inmitten des Bayerischen Waldes.

Johannesbad Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand, Kinder- und Jugend-Rehabilitation

In unserer Johannesbad Fachklinik für Kinder und Jugendliche bieten wir Rehabilitation für 0 bis 18-Jährige, mit oder ohne Begleitperson. Unsere individuell abgestimmten und ganzheitlichen Therapien beziehen die heilsamen Kräfte der frischen Meeresluft mit ein.

Johannesbad Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand Eltern-Kind-Vorsorge

Die Johannesbad Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand hat sich auf Eltern-Kind-Vorsorgemaßnahmen spezialisiert und bietet in diesem Rahmen Therapien und Behandlungen von Eltern und gegebenenfalls auch deren Kindern an.

Johannesbad Klinik Königshof

Die Johannesbad Klinik in Lechbruck am Oberen Lechsee bietet Ihnen im Rahmen von Eltern-Kind-Vorsorgemaßnahmen und Familienkuren die Möglichkeit zur Erholung und Prävention.