Aktuell leben in Deutschland rund 800.000 Mitbürgerinnen und -bürger mit dem Migrationshintergrund „ehemaliges Jugoslawien“: Die sog. Gastarbeiter der ersten Generation, ihre Nachkommen sowie Kriegsflüchtlinge und Vertriebene.
Migration wird von den Betroffenen häufig als eine große Belastung erlebt: Traumatische Verlust- und Trennungserfahrungen, Verfolgung und Gewalterfahrungen im Herkunftsland, ein unsicherer Aufenthaltsstatus, erzwungene Arbeitslosigkeit, Verlust der materiellen und sozialen Ressourcen, Anpassungsdruck und Fremdenfeindlichkeit, Entwurzelung sowie Rollen- und Generationskonflikte können zu starken gesundheitlichen Belastungen führen.
Kulturelle Unterschiede im Verstehen, Erleben und im Umgang mit psychischen Erkrankungen sowie die Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder des aufenthaltsrechtlichen Status führen dazu, dass psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen bei Menschen mit Migrationshintergrund spät oder überhaupt nicht diagnostiziert werden. Oftmals bestehen zudem sprachliche, soziokulturelle und religiöse Hemmnisse bei der Suche nach Hilfe.
Somit werden nur wenige Therapiemöglichkeiten in Anspruch genommen, die nicht spezifisch auf die jeweilige Bevölkerungsgruppe zugeschnitten sind. Um sich auf professionelle Hilfe einlassen zu können, benötigen also viele dieser Menschen ein kultursensibles Therapieangebot in ihrer Muttersprache.
In unserer Abteilung für muttersprachliche Therapie behandeln wir erwachsene Frauen und Männer mit schädlichem Gebrauch und einer Abhängigkeit von Alkohol oder Medikamenten und psychosomatischen Störungen bei Menschen, die aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien (Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien) stammen.
Unser Angebot richtet sich an Menschen, die zum ersten Mal das Angebot einer stationären Therapie für sich nutzen, als auch an abstinent lebende Betroffene, die ihre Abstinenz festigen wollen sowie Betroffene, die Hilfe nach einem Rückfall in Anspruch nehmen möchten.
Eine Abhängigkeitserkrankung aus eigener Kraft zu bekämpfen ist sehr schwer. Die körperlichen Begleiterscheinungen eines Selbstentzugs können mitunter sogar lebensbedrohlich sein. Bitte holen Sie sich ärztliche Hilfe und wenden Sie sich an eine Suchtberatungsstelle. So können Sie mit professioneller Hilfe die richtige Therapie für sich einleiten.
Nach einer gründlichen ärztlichen Untersuchung am Aufnahmetag leiten wir die eventuell erforderlichen Schritte zur Abklärung von weiteren medizinischen Problemen ein und legen die notwendigen medikamentösen, diätischen oder physikalischen Maßnahmen fest.
Der körperliche Status unserer Rehabilitandinnen bleibt im weiteren Verlauf unter regelmäßiger Beobachtung. Wir kümmern uns um Krankheiten, die während der Rehabilitation neu auftreten und akut werden.
Individueller Therapieplan
Aufgrund unserer Größe können wir ein sehr breites Therapiespektrum anbieten. Die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erarbeiten zusammen mit ihrem Therapeuten oder ihrem einen individuellen Therapieplan, der ihren jeweiligen Bedürfnissen angepasst ist. Dieser wird in regelmäßigen Abständen überprüft und bei Bedarf angepasst.
Mehr Informationen zu den einzelnen Therapieangeboten finden Sie auf den jeweiligen Seiten der Kliniken.
Gruppenkonzept
Das Gruppenkonzept der Therapie setzt sich in der Unterbringung fort. Jede Gruppe bewohnt einen eigenen Wohnflur, auf dem auch ein Gruppen- und Aufenthaltsraum sowie das Büro der Therapeuten befindet. So bleibt außerhalb der Therapiezeit viel Raum für gemeinsame kulturelle Interessen.
Je nach Krankheitsverlauf bereiten wir mit unseren Rehabilitandinnen und Rehabilitanden die passende Nachsorge für sie vor und stellen den Kontakt zu Selbsthilfegruppen her.