Abhängigkeit von illegalen Drogen

Was versteht man unter einer Abhängigkeit von illegalen Drogen?

Laut einer Analyse des Deutschen Ärzteblatts haben in Deutschland 15,2 Mio. Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren und etwa 481.000 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zumindest einmal in ihrem Leben eine illegale Droge konsumiert.

Einmaliger Konsum ist zwar nicht mit einer Drogenabhängigkeit gleichzusetzen, aber in vielen Fällen ist es der erste Schritt, um in eine solche hineinzugeraten. Die Weltgesundheitsorganisation hat 1964 definiert, was unter einer Drogenabhängigkeit zu verstehen ist:

Drogenabhängigkeit ist ein Zustand psychischer oder psychischer und physischer Abhängigkeit von einer legalen oder illegalen Droge mit zentralnervöser Wirkung. Die Abhängigkeit äußert sich durch den Zwang der regelmäßigen Einnahme der Substanz, deren Merkmale je nach Art der eingenommenen Droge variieren.

Unterschieden wird zwischen:

  • Psychischer Drogenabhängigkeit

Ein schwer bezwingbares Verlangen nach einer regelmäßigen Einnahme der Droge, um negative Gefühle zu vermeiden oder positive Gefühle zu erzeugen. Der Drang sich die Droge zu beschaffen ist dabei sehr groß und kann auch in illegalen Handlungen münden.
 

  • Physische Drogenabhängigkeit

Die körperliche Abhängigkeit ist die eigentliche Suchterkrankung. Eine Verringerung der Dosis oder vollständige Absetzung der Droge führt zu körperlichen Störungen (Entzugssyndrom), da der durch den Drogenkonsum hervorgerufene Anpassungszustand des Körpers nicht mehr aufrechterhalten wird ohne weitere ausreichende Drogenzufuhr. Ein weiteres Merkmal der körperlichen Abhängigkeit besteht in der sogenannten Toleranzsteigerung. Das heißt es müssen immer höhere Dosen der Droge eingenommen werden, um die gleiche Wirkung zu erreichen.

Was sind illegale Drogen?

Illegale Drogen lassen sich grundsätzlich in die drei Kategorien pflanzliche Drogen, halbsynthetische Drogen und synthetische Drogen unterteilen.

  • Pflanzliche Drogen: Zu dieser Kategorie zählen alle Drogen, die aus Pflanzen mit psychoaktiven Mitteln hergestellt werden und zu denen keine weiteren synthetischen Stoffe hinzugefügt werden. Beispiele sind:
    • Cannabis
    • Haschisch
    • Marihuana
    • Magic Mushrooms
    • Herbal Ecstasy
    • Meskalin
       
  • Halbsynthetische Drogen: Halbsynthetische Drogen basieren zwar ebenfalls auf pflanzlicher Basis, aber erhalten ihre vollständigen Eigenschaften erst durch eine Weiterverarbeitung im Labor. Hierzu zählen:
    • Crack
    • Heroin
    • Kokain
    • LSD
    • Opium
  • Synthetische Drogen: Synthetische Drogen werden komplett künstlich hergestellt und basieren nicht auf pflanzlichen Stoffen. Sie werden vollständig in Labors hergestellt und können zum Teil auch medizinischen Zwecken dienen. Beispiele synthetischer Drogen:
    • Amphetamin (Speed)
    • Ecstasy = MDMA (Methylendioxymetamphetamin)
    • Metamphetamin (Crystal Meth, Ice)
    • Methaqualon (Tabs, Cappsys)

Wie schnell wir man von illegalen Drogen abhängig? Ursachen und Risikofaktoren

Die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Abhängigkeitserkrankung kann durch verschiedene Faktoren begünstigt oder vermindert werden. Sowohl körperliche sowie psychische und soziale Faktoren spielen hierbei eine wichtige Rolle und können sich im Zusammenspiel gegenseitig verstärken. Das eine Drogensucht entsteht, hat in den seltensten Fällen nur eine einzige Ursache.

  • Körperliche Faktoren: Manche Menschen haben eine genetisch bedingte Neigung zur Entstehung von Abhängigkeiten. Die Tatsache, dass Suchterkrankungen innerhalb einer Familie gehäuft auftreten, deutet darauf hin, dass sowohl Gene als auch das häusliche Umfeld einen Einfluss auf die Entwicklung eines Abhängigkeitssyndroms haben. Mit Hilfe von Zwillings- und Familienstudien wurde entdeckt, dass es bestimmte Gen-Konstellationen gibt, die z.B. das Risiko einer Alkoholabhängigkeit erhöhen.
     
  • Psychische Faktoren: Menschen, die an einer Suchterkrankung leiden, haben häufig schon vor der Entstehung der Sucht mit psychischen Belastungen und Störungen zu kämpfen. Dies können beispielsweise Depressionen, Ängste oder traumatische Erlebnisse sein. Verfügen Betroffene zusätzlich über unzureichende Stressbewältigungsstrategien, geringe Konfliktfähigkeiten und ein schwaches Selbstwertgefühl, kann dies die Suchtentstehung zusätzlich begünstigen. Die Suchtmittel können dann dazu dienen, die erlebten unangenehmen Symptome wie negative Gefühle oder schmerzhafte Erinnerungen zu mildern.
     
  • Soziale Faktoren: Neben der genetischen Vorbelastung, zählen ein mangelnder Vorbildcharakter der Eltern sowie eine schlechte häusliche Umgebung zu den weiteren suchtbegünstigenden Ursachen. Wird Kindern von Erwachsenen vorgelebt, wie sie Ihre Probleme mit Drogenkonsum lösen oder ignorieren, dann ist es nicht verwunderlich, wenn diese ihre Konflikte auf dieselbe Art austragen. Eine desolate Familienstruktur, mangelnde Fürsorge, Gewalt und Missbrauch sorgen ebenfalls dafür, dass Betroffene später nicht verarbeitete Kindheitstraumen und unangenehme Erinnerungen durch den Drogenkonsum verdrängen.

Wie erkennt man eine Abhängigkeit von illegalen Drogen? Untersuchung und Diagnose

Werden Drogen konsumiert, stellt sich der Körper sehr schnell darauf ein und beginnt damit, diesen Stoff zu verarbeiten. Hieraus kann sich dann bereits nach kurzer Zeit eine psychische Abhängigkeit entwickeln, die sich dadurch auszeichnet, dass die betroffene Person immer häufiger an den Konsum der Droge denken muss und das Gefühl hat, ohne die Droge nicht mehr richtig zu funktionieren. Die Droge rückt nach und nach in den Mittelpunkt allen Denkens und Handelns.

Wird die Droge nun nicht abgesetzt, folgt die nächste Stufe: Die körperliche Abhängigkeit. In dieser Phase hat sich der Körper so stark an eine Zufuhr der süchtig machenden Substanzen gewöhnt, dass mittlerweile ganze körperliche Abläufe von diesem Stoff abhängig sind. Nimmt man beispielsweise regelmäßig Drogen zu sich, die Glückshormone erzeugen, verliert der Körper mit der Zeit die Fähigkeit diese selber zu erzeugen. Der einzige Weg für Konsumenten nun noch Glücksgefühle zu verspüren ist der weitere Konsum von Drogen, womit ein Teufelskreis entsteht und die körperliche Abhängigkeit sich stets weiter verfestigt. Diese lässt sich nun nur noch mit vielen Mühen überwinden und gehen bei einem Entzug mit starken Schmerzen und erheblichen Stimmungsschwankungen einher. Die Belastungen für die Betroffenen und auch deren Umfeld sind sehr groß und sollten professionell begleitet werden.

Diagnostiziert wird die Drogenabhängigkeit mithilfe von psychologischen Gesprächen und medizinischen Tests.

Abhängigkeit von illegalen Drogen. Prävention und Therapie

Bei der möglichen Entstehung einer Drogenabhängigkeit, kann das persönliche Umfeld einen großen präventiven Beitrag dagegen leisten. Wenn die gefährdete Person sich in einem Umfeld (Familie, Freunde, Schule, Arbeitsplatz), das geprägt von Rückhalt, Geborgenheit und Unterstützung befindet, dann stehen die Chancen gut, dass die Bedeutung von Drogen als Fluchtmittel aus der Realität geringer wird und der Konsum in den Hintergrund rückt. Auch das Aufzeigen von günstigen Lebensperspektiven (z.B. durch einen guten Job oder einer guten Ausbildung) haben häufig einen positiven Einfluss. Erwachsene Bezugspersonen sollten sich selbst gut über die Themen Sucht und Drogen informieren und entsprechende Handlungskompetenzen haben, um mit den Betroffenen sachlich und vorwurfsfrei Gespräche führen zu können und Hilfe anzubieten.

Die Betroffenen selbst können ebenfalls gegensteuern. Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit Drogensucht und deren Folgen können die Motivation steigern, mit dem Drogenkonsum gar nicht erst zu beginnen, zu vermindern oder gänzlich darauf zu verzichten.

Suchtberatungsstellen können ebenfalls ein guter Anlaufpunkt sein, wenn man sich präventiv mit dem Thema auseinandersetzen möchte oder aber auch schon konkrete Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen möchte. Beratungsangebote, wie zum Beispiel von der Caritas, gibt es in vielen Städten. Nicht nur in Großstädten.

Ist die Abhängigkeitserkrankung so verfestigt, dass eine Therapie nötig wird, gibt es sowohl ambulante als auch stationäre Angebote. In der Johannesbad Gruppe arbeiten wir in diesem Bereich ausschließlich stationär.

Die Therapie während eines stationären Aufenthalts setzt sich in der Regel aus einer Psychotherapie in Einzel- und Gruppensitzungen zusammen und wird ergänzt durch begleitende Methoden, Trainings und Aktivitäten wie beispielsweise Entspannungsmethoden, Selbstsicherheitstraining, freizeitpädagogische Aktivitäten.

Ziel der Therapie ist es die betroffene Person zu einem drogenfreien Leben zu motivieren. Während der Therapie wird auch über die Zeit nach dem stationären Aufenthalt gesprochen und die Familie miteinbezogen. 

Abhängigkeit von illegalen Drogen. Krankheitsverlauf und Prognose

Sucht ist eine Krankheit und keine Persönlichkeitsschwäche. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn, wenn man die Krankheit als solche nicht erkennt, ist das Risiko groß, dass Betroffene sich die nötige Hilfe nicht holen.

Eine Drogensucht muss grundsätzlich immer behandelt werden. Ansonsten führt sie auf Dauer zu Problemen in sozialer, psychischer und physischer Hinsicht. Aufgrund der schweren körperlichen Schäden, die mit dem fortgesetzten Konsum zunehmen, ist die Drogensucht in letzter Konsequenz potenziell tödlich.

Ohne professionelle Hilfe kommen die meisten Süchtigen von einer Drogenabhängigkeit nicht mehr los. Die Aussichten einen erfolgreichen kalten Entzug und eine Entwöhnung ganz alleine durchzustehen sind denkbar gering.

Für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf ist Voraussetzung, dass Betroffene die Therapie freiwillig antreten, sie motiviert sind und Einsicht zeigen, dass ein Leben ohne Suchtmittel das lebenswertere ist.

Die Behandlung einer Drogensucht teilt sich in drei Phasen auf:

  • Entzugsphase: Nachdem die Drogensucht eindeutig als solche identifiziert wurde, erfolgt zunächst ein Entzug bzw. eine Entgiftung. Diese findet unter medizinischer Aufsicht in einem stationären Rahmen statt. Dabei wird den Betroffenen die suchtauslösende Substanz vorenthalten. Mit Medikamenten können die Entzugserscheinungen gelindert werden. Die Dauer dieser stationären Behandlung ist unterschiedlich und ist häufig abhängig von der Art des Entzugs. Ein kalter Entzug, der ohne medikamentöse Behandlung auskommt, dauert in der Regel 7 bis 14 Tage. Ein warmer Entzug, bei dem die Entzugserscheinung durch Zuführung von Medikamenten gelindert wird, dauert circa 20 Tage.
     
  • Entwöhnungs- & Rehabilitationsphase: Die zweite Phase dauert deutlich länger. Mehrere Monate bis hin zu einem Jahr sind möglich und auch nötig. In dieser Phase lernen die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden ein gesundes Leben ohne Drogen zu führen. Während der Psychotherapie wird ein intensiver Blick auf die Ursachen des Drogenkonsums gelegt und Entspannungstechniken und Konfliktbewältigungsstrategien werden erlernt. Ziel ist es, dass Betroffene in Situationen in denen sie in der Vergangenheit zur Droge als Lösungsmitteln gegriffen haben, ein Repertoire an alternativen Handlungsmöglichkeiten aufgebaut haben und dieses dann abrufen können.
     
  • Resozialisierungsphase: In dieser Phase wird den Betroffenen dabei geholfen sich wieder im Alltag zurechtzufinden. Dazu gehört die Unterstützung bei der Suche einer neuen Arbeitsstelle und dem Finden einer Wohnung. Auch der (Wieder-) Aufbau von sozialen Kontakten außerhalb des Drogenmilieus steht in dieser Phase im Fokus. Diese Phase kann ambulant erfolgen oder stationär in einer Adaptionseinrichtung.

Drogensüchtige haben allgemein ein hohes Rückfallrisiko, weshalb nicht selten mehrere Therapien absolviert werden müssen, bevor eine dauerhafte Abstinenz erreicht werden kann. Das potenzielle Risiko eines Rückfalls besteht ein Leben lang. Um dieses Risiko so gering wie möglich zu halten ist es hilfreich sich auch nach der aktiven Therapiephase weiterhin in Selbsthilfegruppen zu engagieren und Familie und Freunde in das eigene Seelenleben einzubeziehen.

Den besten Schutz gegen einen Drogenrückfall bietet ein abwechslungsreiches und zufriedenes Leben in guten und stabilen Beziehungen.

Unsere Klinik für Abhängigkeit von illegalen Drogen: Johannesbad Fachklinik Holthauser Mühle