Eine Cannabis-Abhängigkeit ist gegeben, wenn über einen längeren Zeitraum ein übermäßiger, regelmäßiger Konsum stattfindet. Dieser kann, muss aber nicht, mit psychischen und körperlichen Schädigungen einhergehen. Betroffen hiervon sind vor allem junge Menschen.
Cannabis ist in Deutschland die am häufigsten konsumierte illegale Drogen. Mit 16,4 Jahren ist das durchschnittliche Einstiegsalter vergleichsweise niedrig und in den vergangenen Jahren weiter gesunken. So haben über ein Viertel der 12- bis 25-jährigen bereits einmal Cannabis probiert.
Beim Cannabiskonsumverhalten wird zwischen einem weichen und einem harten Konsummuster unterschieden. Das Konsummuster ergibt sich in erster Linie aus der Häufigkeit und der konsumierten Menge, der Konsumform und der subjektiven Bedeutung des Konsums. Wird beispielsweise nur gelegentlich konsumiert und dabei geringe Mengen im Joint geraucht, würde dies zu einem weichen Konsummuster zählen. Ein hartes Konsummuster wiederrum spiegelt sich in einem täglichen Gebrauch großer Mengen wider, die beispielsweise in einer Bong oder einer Purpfeife konsumiert werden.
Der Regelmäßige Konsum von Cannabis muss nicht zwangsläufig in eine Abhängigkeit führen, doch ist das Risiko hoch. Studien zeigen auf, dass für den außer Kontrolle geratenen Konsum dabei weniger die Häufigkeit und auch nicht so sehr die Intensität eine Rolle spielt, sondern in erster Linie das Motiv hinter dem Konsum.
Nutzt man das Kiffen, um unangenehme Gefühle zu verdrängen und dem überfordernden Alltag zu entfliehen, steigt die Wahrscheinlichkeit in eine Suchtspirale zu geraten signifikant. Auch einmalige, kritische Lebensereignisse können zusätzlich dazu beitragen, dass sich das Risiko für eine Abhängigkeit erhöht.
Cannabisabhängigkeit entsteht meistens, aber nicht nur, bei jungen Menschen. Begünstigende Faktoren sind Unsicherheit, Ängstlichkeit, ein vernachlässigendes familiäres Umfeld und das Gefühl den Leistungsanforderungen nicht gewachsen zu sein. Es wird angenommen, dass die euphorisierende und – nach Ende des Rauschs – dämpfende Wirkung des THC hilft, innere Konflikte und Spannungen mit der Umwelt zeitweise auszublenden. Auffällig ist, dass fast alle Cannabiskonsumenten auch nikotinabhängig sind.
Für Konsumierende ist es wichtig, dass sie die eigenen Konsummotive hinterfragen und sich selbst reflektieren. Was ist die Hauptmotivation hinter dem Cannabiskonsum? Geht es um den Genuss oder wird konsumiert, um unangenehmen Gefühlen zu entfliehen?
Die Diagnose für eine Cannabisabhängigkeit ist schwierig zu stellen, da die sicheren Anzeichen, wie sie häufig bei anderen Abhängigkeitserkrankungen auftreten, fehlen. Es gibt aber Warnsignale und in manchen Fällen auch körperliche Anzeichen für eine entstandene Abhängigkeit.
Warnsignale sind beispielsweise erfolglose Versuche den Konsum einzuschränken oder zu beenden. Aber auch das Gefühl, dass man bestimmte Situationen nur mit dem Konsum von Cannabis überstehen kann, deutet auf eine entstehende oder bereits verfestigte Abhängigkeit hin.
Weitere Alarmzeichen für eine Abhängigkeit sind mangelnde soziale Unterstützung durch Freunde und Familie oder ein Freundeskreis, der sich aus Drogenkonsumenten zusammensetzt.
Zu den körperlichen Anzeichen einer verfestigten Cannabisabhängigkeit gehören Entzugssymptome wie Schlafstörungen, gestörtes Hungergefühl, Kopfschmerzen, Schwitzen, erhöhte Temperatur, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Nicht jeder Abhängige entwickelt körperliche Entzugserscheinungen, aber wenn, dann treten diese meistens zwischen 24 bis 48 Stunden nach dem letzten Cannabis-Konsum auf. In der Regel halten diese eine Woche (höchsten zwei Wochen) an. In der Intensität sind die Entzugserscheinungen deutlich schwächer als bei Suchtmitteln wie Alkohol oder anderen illegalen Drogen. Auch treten die Entzugserscheinungen häufig verdeckt und weniger offensichtlich auf.
Bei der möglichen Entstehung einer Cannabisabhängigkeit, kann das persönliche Umfeld einen großen präventiven Beitrag dagegen leisten. Wenn die gefährdete Person sich in einem Umfeld (Familie, Freunde, Schule, Arbeitsplatz), das geprägt von Rückhalt, Geborgenheit und Unterstützung befindet, dann stehen die Chancen gut, dass die Bedeutung von Cannabis als Fluchtmittel aus der Realität geringer wird und der Konsum in den Hintergrund rückt. Auch das Aufzeigen von günstigen Lebensperspektiven (z.B. durch einen guten Job oder einer guten Ausbildung) haben häufig einen positiven Einfluss. Erwachsene Bezugspersonen sollten sich selbst gut über die Themen Sucht und Drogen informieren und entsprechende Handlungskompetenzen haben, um mit den Betroffenen sachlich und vorwurfsfrei Gespräche führen zu können und Hilfe anzubieten.
Die Betroffenen selbst können ebenfalls gegensteuern. Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit Drogensucht und deren Folgen können die Motivation steigern, mit dem Cannabiskonsum gar nicht erst zu beginnen, zu vermindern oder gänzlich darauf zu verzichten.
Suchtberatungsstellen können ebenfalls ein guter Anlaufpunkt sein, wenn man sich präventiv mit dem Thema auseinandersetzen möchte oder aber auch schon konkrete Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen möchte. Beratungsangebote, wie zum Beispiel von der Caritas, gibt es in vielen Städten. Nicht nur in Großstädten.
Ist die Abhängigkeitserkrankung so verfestigt, dass eine Therapie nötig wird, gibt es sowohl ambulante als auch stationäre Angebote. In der Johannesbad Gruppe arbeiten wir in diesem Bereich ausschließlich stationär.
Die Therapie während eines stationären Aufenthalts setzt sich in der Regel aus einer Psychotherapie in Einzel- und Gruppensitzungen zusammen und wird ergänzt durch begleitende Methoden, Trainings und Aktivitäten wie beispielsweise Entspannungsmethoden, Selbstsicherheitstraining und freizeitpädagogische Aktivitäten.
Eine unbehandelte Cannabis-Abhängigkeit kann schwerwiegende Folgen in mehreren Bereichen haben:
Körperliche Folgen:
Cannabis steht auch im Verdacht einen negativen Einfluss auf das körpereigene Immun- und Hormonsystem zu haben. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass Cannabiskonsum in frühen Jahren die Entwicklung in der Pubertät verzögert.
Psychische & soziale Folgen:
Psychose:
Die Prognose für eine erfolgreiche Cannabisabhängigkeitsbehandlung ist gut, wenn die betroffene Person ein Mindestmaß an Eigenmotivation mitbringt. Tückisch dabei ist, dass die Gefahren einer Cannabisabhängigkeit häufig kleingeredet wird bzw. Cannabis als nicht abhängig machend verklärt wird. Damit wird auch die eigene Sucht oftmals als dass, was sie ist, nicht anerkannt.