Patienten mit Mischkonsum ordnen wir in der Regel Haus 1 zu. Mischkonsum bezeichnet den gleichzeitigen oder zeitnahen (phasenweisen) Konsum mehrerer Suchtmittel wie
Neben Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen treten häufig Depressionen und paranoide Gedanken auf. Es können zudem Psychosen und lang anhaltende Schlafstörungen ausgelöst werden. Zu den psychischen Folgen kommen körperliche Schäden, wie z.B. Bluthochdruck und Zahnerkrankungen hinzu. Auffällig ist zudem eine hohe Komorbidität (Begleiterkrankung) mit Pathologischem Glücksspiel und Persönlichkeitsstörungen.
In der Rehabilitation müssen nach Bedarf die oft gravierenden kognitiven Einschränkungen diagnostiziert und in der Rehabilitationsplanung angemessen berücksichtigt werden. Mischkonsumenten benötigen häufig lange Zeit, um innerlich zur Ruhe zu kommen und wieder einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus aufzubauen. Die depressiven Verstimmungen reagieren oftmals kaum auf Medikamente. Die Behandlungen der Persönlichkeitsstörung benötigen ebenfalls eine längere Zeit, da hier der Beziehungsaufbau von besonderer Rolle ist. Eine veränderte Wahrnehmung von Überlastungszeichen, eine größere Achtsamkeit und eine Überprüfung des Leistungsanspruches stehen im Vordergrund.
In den letzten Jahren ist Cannabisabhängigkeit zur führenden Diagnose in unserer Fachklinik geworden. Für cannabisabhängige Patienten findet eine spezielle Indikationsgruppe statt, die auf dem „CanStop“-Programm des UKE Hamburg und der Universität Schwerin basiert und speziell auf die besondere Problematik der Cannabisabhängigkeit eingeht.
Antriebs- und Motivationsstörungen sowie ausgeprägte kognitiven Einschränkungen sind Folgen des Konsums. Arbeitstherapie und externen Belastungserprobungen stärken die Grundarbeitsfähigkeiten und die Motivation für eine berufliche Tätigkeit. Individuelles, computergestütztes Hirnleistungstraining verbessert die kognitiven Leistungen. Auch der strukturierte Tagesablauf hat einen hohen Stellenwert, da die Tage der Süchtigen in der Regel nur vom Suchtmittelkonsum geprägt waren. Die Überwindung der eigenen Passivität durch Selbstaktivierung, Vertrauen in Leistungsfähigkeit und Spaß an Freizeitaktivitäten ist das Ziel von Sportangeboten, Freizeitkursen und gemeinsamen Unternehmungen.
In der Einzelpsychotherapie kann der Patient im Therapeut ein verstehendes Gegenüber finden, das ihn in seiner Autonomieentwicklung unterstützt und begleitet. Ziel ist es, die Abhängigkeit von der Peer-Group zu verstehen und durch Selbstfindung und autonomen Entwicklung von persönlichen Ressourcen Voraussetzungen für ein abstinentes Leben zu schaffen. In der Gruppenpsychotherapie übernimmt der Therapeut eine Elternfunktion: Er achtet auf die Einhaltung der Regeln, konfrontiert und fördert die sozialen Kompetenzen des Patienten im Zusammenleben der Haus- und Therapiegruppe.
Heroinabhängige Patienten werden in Haus 3 untergebracht. Wir nehmen in der Johannesbad Fachklinik Holthauser Mühle jedoch nur entgiftete Patienten ohne Substitutionsmittel auf. Vorausgegangen ist eine Qualifizierte Akutbehandlung, in der die Entgiftung stattfand, zumeist aber das Substitutionsmittel ausgeschlichen wurde.
Die vom Heroin-Konsumenten gesuchte Wirkung der Euphorie geht schnell verloren. Es entwickelt sich rasch eine starke körperliche Abhängigkeit und subjektiv stark empfundene, schnell einsetzende Entzugszeichen. Abhängige verstärken die euphorisierende Wirkung des Heroins zusätzlich häufig mit Benzodiazepine oder anderen Drogen wie Kokain oder Amphetaminen. Gemeinsamer Konsum bzw. unsaubere Nadeln sind zumeist für die Folgeerkrankungen wie Abszesse, chronische Hepatitiden oder HIV-Infektionen verantwortlich.
In der Rehabilitation müssen sich die Patienten zu Beginn oftmals mühsam an einen „normalen“ Tagesablauf gewöhnen. Die Behandlung somatischer Erkrankungen nimmt breiten Raum ein. Zumeist sind die Patienten seit Jahren erwerbslos und müssen zunächst die Grundlagen der Arbeitsfähigkeit wie Tagesstruktur, Pünktlichkeit, Ausdauer wieder erlernen. In der Arbeitstherapie profitieren die Patienten von zunächst einfachen Tätigkeiten, die ihre Zuversicht bezüglich erfolgreicher (Re-)Integration ins Arbeitsleben fördern.
Die Johannesbad Fachklinik Holthauser Mühle nimmt drogenabhängige Eltern mit Kindern bis zum Alter von 6 Jahren auf. Die Mitaufnahme von Kindern bietet Eltern die Chance, sich in Verbindung mit der Drogentherapie mit den Aufgaben und der Verantwortung ihrer Elternrolle gezielt auseinander zu setzen. Eltern wohnen gemeinsam mit ihren Kindern im kindgerecht ausgestatteten Haus 4.
Ein pädagogisches Angebot mit fachlicher Kinderbetreuung während den Therapiestunden der Eltern bietet die Kindertagesstätte unserer Partnerklinik. Die Kosten für die Behandlung der Kinder übernimmt in der Regel der zuständige Leistungsträger der Eltern oder das Jugendamt. Wir arbeiten selbstverständlich mit den Jugendämtern zusammen.
Neben der Haus- und Therapiegruppe findet eine therapeutisch geleitete Elterngruppe statt. Diese ist für Patienten mit Begleitkindern, für Eltern, deren Kinder nicht vor Ort sind und für Patienten, die Eltern werden und sich darauf vorbereiten möchten, konzipiert.
Wir fördern:
Die parallel verlaufende therapeutische Arbeit an Drogenabhängigkeit, Kindheitsgeschichte und strukturellen persönlichen Hintergründen sowie an Elternidentität und Lebensführung mit dem Kind hat sich als förderlich erwiesen.
Während des stationären Aufenthalts sind alle medizinischen Voraussetzungen für eine kompetente Schwangerschafts- und Geburtsbetreuung gegeben. Mütter erhalten nach der Entbindung Unterstützung durch eine Hebamme, eine Kinderkrankenschwester und therapeutische Hilfe. So kann der Mutter-Kind-Kontakt entstehen und die Patientin lernen, ihre Mutterrolle zu bewältigen.
Nicht substanzbezogene Störungen wie pathologisches Glücksspielverhalten oder pathologischer PC-Gebrauch (Medien- oder Onlinesucht), süchtige Verhaltensweisen wie Kaufsucht oder süchtig betriebene Sexualität werden mitbehandelt. Ebenso behandeln wir körperliche Begleit- und Folgeerkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Anpassungsstörungen, weitere Störungen der Impulskontrolle und psychosomatische Störungen. Besondere Berücksichtigung findet PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktives-Syndrom). Nach Indikation oder auf Wunsch der Patienten werden Tabakentwöhnungen durchgeführt.