Das Stufenmodell umfasst drei Stufen, die von unterschiedlicher Dauer sein können. Hier sind die individuelle Therapieplanung, die diagnostische Einschätzung der abhängigkeitsbegleitenden psychischen Störungen, die berufliche und soziale Problematik sowie die Schwere und Dauer der Abhängigkeitserkrankung von Bedeutung.
Zu Beginn der Rehabilitation besuchen alle Patienten verpflichtend die Suchtgruppe zur Aufarbeitung der "Suchtkarriere". Die Krankheitseinsicht wird erarbeitet bzw. vertieft, die Akzeptanz der Abhängigkeitserkrankung gefördert. Zur Anwendung kommen psycho-edukative Elemente und themenzentriertes Arbeiten. Der Interaktionsstil folgt den Regeln der motivierenden Gesprächsführung. Die Dauer hängt von den Fortschritten des einzelnen Patienten ab, soll aber mindestens zehn Behandlungseinheiten umfassen. Danach besuchen unsere Patienten die Rückfallpräventionsgruppe, um die spezifischen Techniken und Strategien zur Rückfallvorbeugung zu erlernen.
Die theoretische Grundlage der in unserer Klinik angewandten Gruppenpsychotherapie ist die interaktionell-analytische Gruppenpsychotherapie. In den einzelpsychotherapeutischen Interventionen werden indikationsgeleitet psychodynamische oder verhaltenstherapeutische (z.B. in der Behandlung von Phobien und Zwangsstörungen) Methoden angewendet.
Systemische Aspekte kommen vor allem in Angehörigen- und Paargesprächen auf Grundlage der Motivierenden Gesprächsführung zur Anwendung. Eher suchtspezifische Methoden wie das Selbstmanagement des Substanzkonsums sind in die Suchtgruppe integriert. Zentrale Elemente des Sozialen Kompetenztrainings werden in die Großgruppen und je nach Indikation in die einzeltherapeutischen Interventionen integriert.
In der Psychotherapie spezifischer psychischer Störungen wie z.B. posttraumatische Belastungsstörungen werden störungsspezifische psychotherapeutische Interventionen angewendet.
Die Johannesbad Fachklinik Holthauser Mühle verfügt über eine physiotherapeutische Abteilung in den Räumen des ehemaligen St. Georg Krankenhauses in Bad Fredeburg. Hier können wir Patienten mit akuten und chronischen körperlichen Leiden und Einschränkungen gezielt behandeln. Sie gelangen durch unseren klinikeigenen Taxidienst dorthin.
Ein Großteil unserer Patienten ist arbeitslos, viele haben aufgrund des Beginns des Drogenkonsums im Kindes- und Jugendalter Schule oder Ausbildung nicht abgeschlossen. Berufstätige wiederrum setzen Suchtmittel häufig ein, um subjektive Belastungen zu bewältigen, wenn ihnen keine anderen Ressourcen zur Stressreduktion zur Verfügung stehen. Arbeits- und Erwerbstätigkeit und eine aktive Freizeitgestaltung stellen wichtige positive Faktoren für eine dauerhaft abstinente Lebensführung dar.
Die Arbeitstherapie dient der Einübung und abgestuften Belastung der Patienten zur Verbesserung oder Wiederherstellung erwerbsbezogener Leistungsfähigkeit. Die Ziele sind die Förderung von Ausdauer, Durchhaltevermögen und Flexibilität sowie anderer sozialer und arbeitsbezogener Fertigkeiten. Gestaltungs- bzw. kreativtherapeutische Ansätze innerhalb der Ergotherapie verbessern die Fähigkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung. Sie erhöhen das Selbstwertgefühl und tragen so zu einer Stabilisierung der Persönlichkeit und zum achtsamen Umgang mit Belastungen bei.
Wir teilen unsere Patienten nach entsprechender Diagnostik indikationsgeleitet den verschiedenen arbeitstherapeutischen Bereichen zu:
Aufgrund des hohen berufsbezogenen Behandlungsbedarfs und den oft geringen berufsbezogenen Fähigkeiten erhalten grundsätzlich alle Patienten Arbeitstherapie in hohem Umfang. Je nach Behandlungsphase beträgt dieser bis zu sechs Doppeleinheiten (90 Minuten) pro Woche. Die Einheiten können mehrmals am Tag erfolgen, um einen möglichst realistischen Arbeitstag darzustellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, indikativ ganztägige Arbeitserprobungen sowie mehrtägige Gruppen-Arbeitsprojekte unter Anleitung der Arbeitstherapeuten durchzuführen. Für Patienten, die bereits während der Entwöhnung eine Arbeitserprobung durchführen, findet diese in der Regel halbtägig statt. Die Teilnahme an Einzel- und Gruppenpsychotherapie sowie Indikationsgruppen ist möglich. Patienten der BORA-Gruppen 3 bis 5 erhalten Bewerbungstraining nach Empfehlungen der Bundesagentur für Arbeit.
Einmal wöchentlich findet in jedem Arbeitstherapiebereich eine Arbeitsgruppenbesprechung statt, in der zu den Kenntnisse und Fähigkeiten Selbsteinschätzung und Fremdbeurteilung durch Arbeitstherapeuten kontinuierlich verglichen werden. Themen wie Störungen des Arbeitsverhaltens und der Arbeitsfähigkeit, Anerkennung von Fortschritten und Erfolgserlebnissen stärken Ausdauer und Motivation der Patienten.
Bei entsprechender Indikation – und sofern bezüglich der arbeits- und berufsbezogener Fähigkeiten und Fertigkeiten möglich – vermitteln wir Patienten zur externen Arbeitserprobung in kooperierende Firmen oder zu anderen Arbeitgebern.
Wir halten die Verbindung von Inhalten der medizinischen und beruflichen Rehabilitation für eine Voraussetzung zur erfolgreichen Rehabilitation Drogenabhängiger. Ein Großteil unserer Patienten hat keine feste Arbeitsstelle, keine abgeschlossene Berufsausbildung und kaum Erfahrungen in einem längerfristigen Beschäftigungsverhältnis. Auf Grundlage einer individuellen Einschätzung bieten wir spezifische Maßnahmen zur Unterstützung bei der Berufs- und Stellensuche.
Im Aufnahmegespräch wird die persönliche soziale Situation erfasst und innerhalb der ersten zwei Wochen der schulische, Ausbildungs- und berufliche Werdegang erhoben. In Querschnitts- und Verlaufsbeobachtung werden die grundlegenden und speziellen Fähigkeiten zur Ausübung beruflicher Tätigkeiten, Arbeits- und Leistungsstörungen, Auswirkung und Folgen der Abhängigkeits- und Begleiterkrankungen eingeschätzt und entsprechend agiert.
Die Einzel- und Gruppenpsychotherapie soll Patienten befähigen, berufliche Anforderungen und Belastungen ohne Suchtmitteleinsatz zu bewältigen. Haus- und Großgruppen dienen der Verbesserung von Konflikt-, Team- und Kommunikationsfähigkeit, der Förderung des Verantwortungsgefühls, der Selbstakzeptanz und der Selbstsicherheit. Zusätzlich zu den klinikintern Leistungen greifen wir auf eine externe Agentur für Berufsberatungen zurück, die in Zusammenarbeit mit der ARGE unter unserer Leitung agiert.
Wir unterscheiden nach den „Empfehlungen zur Stärkung des Erwerbsbezugs in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker“ der Gemeinsame Arbeitsgruppe Berufliche Orientierung in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker (BORA) in:
Der Sozialdienst unserer Fachklinik arbeitet eng mit dem Sozialdienst unserer Partnerklinik Johannesbad Fachklinik Fredeburg zusammen. So können wir das gemeinsame große Leistungsangebot durchgängig nutzen. Wir stehen ebenfalls in Kooperation mit dem Leistungsträger, der Arbeitsverwaltung, Arbeitgebern, Schuldnerberatung sowie Vor- und Nachbehandlern. Zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme werden alle relevanten sozialen Daten des Patienten zur rechtlichen, finanziellen und beruflichen Situation erhoben.
Zu Beginn gilt das Prinzip der möglichen Fremdhilfe: Nur so viel Hilfe geben, wie für die Sichtung und Erledigung aller relevanten sozialen Fragen notwendig ist. Im Behandlungsverlauf verändert sich dies zu Gunsten des Selbsthilfeprinzips und der selbstverantwortlichen Durchführung. Patienten können so sämtliche Behördenkorrespondenzen, finanzielle Belange usw. aus selbständig – ggf. mit Hilfe unserer Mitarbeiter – selbst übernehmen.
Unsere Ärzte, Psychotherapeuten und Mitarbeitenden sind in die Vermittlung geeigneter Nachsorge für unsere Patienten nach Beendigung der stationären medizinischen Rehabilitation Phase I (Entwöhnungstherapie) eingebunden. Besteht die Indikation zu einer Vermittlung in eine Adaptionsbehandlung oder Betreutes Wohnen, beraten wir unsere Patienten über geeignete Einrichtungen, wirken an der Antragstellung mit, vermitteln Vorstellungsgespräche und begleiten unsere Patienten, falls notwendig.
Körperliche Fitness ist die Basis für eine aktive Teilnahme am Leben und verbessert die Lebensqualität signifikant. Dazu ist ein gesundheitsorientiertes Verhalten in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Vorsorgeuntersuchungen erforderlich. Aufbau und Wiederherstellung körperlicher Funktionstüchtigkeit, altersgerechte Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit können die häufig begleitend auftretenden psychosomatischen Befindlichkeitsstörungen unserer Patienten positiv beeinflussen.
Nachdem die medizinische Eingangsdiagnostik bereits eine erste Einschätzung der körperlichen Leistungsfähigkeit der Patienten erlaubt, erfolgt wenige Tage nach der Aufnahme eine sporttherapeutische Leistungsdiagnostik. Die Ergebnisse werden mit den Patienten besprochen und ein individueller Trainingsplan aufgestellt.
Wir unterscheiden zwischen Bewegungstherapie mit psychotherapeutischem Schwerpunkt und einer Sport- und Bewegungstherapie mit den Zielen:
Entfällt der Drogenkonsum, sind Drogenabhängige zumeist mit der Freizeitgestaltung überfordert. Im Verlauf der Suchtentwicklung wurden Interessen vernachlässigt, Kontakt- und Beziehungsstörungen verhinderten es, Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Unlust, Unruhe und Konsumverhalten stellten ein wichtiges Bindeglied im Drogenkreislauf dar.
Dem Erlernen einer sinnvollen Freizeitgestaltung kommt ein wichtiger therapeutischer Stellenwert zu. In unserer Einrichtung stehen hierfür eine Bibliothek, Sportmöglichkeiten (Tischtennis, Volleyballfeld etc.) und Gesellschaftsspiele zur Verfügung. Kegelbahnen, Sporthalle sowie Sauna und Schwimmbad unserer Partnerklinik Johannesbad Fachklinik Fredeburg können zu festgelegten Zeiten ausschließlich von unseren Patienten genutzt werden. Patienten der Stufe II und III können darüber hinaus nach Absprache in ihrer therapiefreien Zeit Kurse der Volkshochschule besuchen und Sport in örtlichen Vereinen betreiben.
Gruppenarbeiten und Gruppenaktivitäten fördern die Integration und Haltekraft der einzelnen Patienten in der Gruppe. Dazu zählen erlebnisorientierte und bindungsfördernde Gruppenaktivitäten von unterschiedlicher Dauer. Aufgrund der Einbindung in drogennahe Peer-Gruppen vor der Therapie, ist eine positive Identifikation der Patienten bei Angeboten mit einer drogenfreien, aktiven Gruppe zur Wahrung der abstinenten Lebensführung, einer positiven sozialen Identität mit entsprechender Lebensbejahung und -freude hilfreich.
Je nach Indikation ist es möglich, pädagogisch orientierte Angebote als Intensivphasen im regulären Therapieablauf durchzuführen. Dazu zählen z.B. die Gestaltung von Teeküchen oder Gruppenräumen, die Erarbeitung bestimmter Projekte für die Gemeinschaft, gemeinsame Besuche kultureller Veranstaltungen oder Wanderungen. Beim „Actiontag“, an dem das reguläre Therapieprogramm ausgesetzt ist, können ganztägige Gruppenaktivitäten durchgeführt und erlebnispädagogisch orientierte Erfahrungen gemacht werden. Im größeren Rahmen können bindungsfördernden Intensivphasen in Projektwochen organisiert sein.
Einmal im Jahr können Ehemalige und aktuelle Patienten sich beim Ehemaligentreffen in therapeutisch begleiteten Gruppen über ihre Erfahrungen austauschen. Das Treffen findet meist am zweiten Wochenende im Juli in der Johannesbad Fachklinik Holthauser Mühle statt. Neben der Gesprächsmöglichkeit wird ein musikalischer Abend oder ein Unterhaltungsprogramm angeboten.