Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz ADHS) handelt es sich um eine ernstzunehmende und folgenschwere Störung, die einen großen Einfluss auf das Handeln und Leben der Betroffenen hat. Die Hauptursachen für ADHS werden in Veränderungen der Funktionsweise des Gehirns vermutet und ist eine der häufigsten psychiatrischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass weltweit circa 5% der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren unter dieser Störung leiden (das entspricht circa 500.000 Betroffenen in Deutschland). Die Einschätzung, dass ADHS ausschließlich Nicht-Erwachsene betrifft und sich in der Regel auswächst hat sich als falsch herausgestellt. Ein großer Teil der betroffenen Kinder und Jugendlichen leidet auch noch im Erwachsenenalter unter den typischen ADHS-Symptomen und den damit verbundenen Problemen. Die Betroffenen benötigen häufig weiter gezielte Hilfen.
Die drei Hauptsymptome einer ADHS sind:
Der Unterschied zu einem normalen Entwicklungsverlauf indem Probleme in einem oder all diesen Bereichen auftreten können liegt in der Intensität und des Ausmaßes dieser Probleme. Die Symptome haben dann häufig einen immensen, negativen Einfluss auf wichtige Lebensbereiche wie Familie, Schule und der Umgang mit Gleichaltrigen. Dies führt häufig zu Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen unter denen die Betroffenen zusätzlich leiden und sich oftmals unverstanden fühlen.
Nebensymptome sind:
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Nachgewiesene Ursachen für ADHS sind:
Viele Faktoren haben auf die Entstehung einer ADHS einen Einfluss. Die genetische Veranlagung spielt hierbei aber eine ganz besonders große Rolle. Studien zeigen, dass in gut 80% der untersuchten Fälle beide eineiige Zwillinge von ADHS betroffen sind. Bei Zweieiigen Zwillingen sind es nur circa 30%. Wurde beim Vater oder der Mutter bereits ADHS diagnostiziert, haben die Kinder eine drei- bis fünffach erhöhte Wahrscheinlichkeit ebenfalls an ADHS zu leiden. Mithilfe von molekulargenetischen Studien wurden einzelne Regionen im menschlichen Erbgut identifiziert, die bei Menschen mit ADHS typische Veränderungen aufweisen. Vor allem bei den Erbinformationen, die für die Bildung und Übertragung des Botenstoffes Dopamin verantwortlich sind, konnten entsprechende Veränderungen festgestellt werden. Das gesamte Zusammenspiel aus Umwelt- und erblich bedingten Faktoren ist noch nicht in Gänze erforscht, aber nach gegenwärtigem Forschungsstand wird davon ausgegangen, dass in den meisten Fällen viele einzelne genetische Veränderungen zusammenwirken. Diese wiederum hängen darüber hinaus mit anderen Einflussfaktoren, wie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen oder auch Umwelteinflüssen zusammen.
So stehen folgende äußere Einflüsse im Verdacht bei der Entstehung von ADHS eine wichtige Rolle zu spielen:
Einflüsse aus der Familie und Schule haben ebenfalls Auswirkungen auf die Entwicklung und den Verlauf von ADHS. So sind die familiären und schulischen Bedingungen zwar nicht die ausschließliche Ursache zur Entstehung einer solchen Störung, aber sie können in einem erheblichen Maße die Stärke der Probleme und ihren weiteren Verlauf mitbestimmen. Hierbei handelt es sich um sogenannte psychosoziale Risikofaktoren.
Zu den sogenannten psychosozialen Risikofaktoren zählen unter anderem:
Das wichtigste Diagnosemittel zur Ermittlung ob eine Person unter ADHS leidet ist ein ausführliches Patientengespräch. In diesem Gespräch werden Fragen zu vielen unterschiedlichen Bereichen von der Geburt an bis heute gestellt. Bei Kindern und Jugendlichen werden hierbei die Eltern hinzugezogen. Weitere Mittel der Diagnostik sind:
Anhand all der Gespräche, Fragebögen, Testergebnisse und Analyse der Symptome kann dann eine Diagnose gestellt werden.
Unterschieden wird zwischen ADHS und ADS. Das fehlende H in ADS bedeutet, dass Betroffene die gleichen Symptome wie ADHS-Betroffene teilen bis auf die Hyperaktivität.
Eine ADHS-Erkrankung kann durchaus auch positive Seiten haben. Betroffene besitzen nicht selten eine ausgeprägte Kreativität, sind häufig gedankenschnell und sind bei Aufgaben, die sie begeistern hoch motiviert und ausgesprochen leistungsfähig. Das sind alles Attribute, die in vielen Berufszweigen gefragt sind und sich somit unter vielen Fach- und Führungskräften ADHS-Erkrankte befinden.
Darüber hinaus gelten Betroffene als äußerst hilfsbereit und haben einen guten Zugang zu ihren Gefühlen. Ein starker Gerechtigkeitssinn zeichnet sie ebenfalls aus.
Wichtig ist, dass eine ADHS-Erkrankung richtig und im Optimalfall frühzeitig diagnostiziert wird. Mit der richtigen Diagnose kann sich das Umfeld auf die betroffene Person einstellen und mit professioneller Unterstützung wird Kindern ermöglicht, die Grundlagen für eine erfolgreiches und glückliches Leben zu legen.
So können Betroffene im Schulalter gezielt gefördert werden. Stärken sollten gestärkt werden und nicht zu viel Energie in die Veränderung von Verhaltensweisen investiert werden, die die ADHS-Erkrankung nun mal mit sich bringt.
Bei der Berufswahl kann der Fokus auf die eigenen Stärken und Interessen dafür sorgen, dass man ein glückliches und erfolgreiches Berufsleben mit oder sogar wegen dieser Erkrankung führen kann.
Die Symptome einer ADHS-Erkrankung verändern sich mit den Jahren. Impulsives Verhalten und eine ausgeprägte Hyperaktivität im Kindesalter gehen über in Verträumtheit und Unaufmerksamkeit im Teenageralter. Und auch im Erwachsenenalter nimmt die Hyperaktivität in der Regel weiter ab.
Betroffene finden oft erstaunliche Wege, trotz der vielen Schwierigkeiten, die ihre Symptome mit sich bringen, gut mit der Erkrankung zurechtzukommen.