Bei Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verdrehung der Wirbelsäule mit Rotation der Wirbel um die Längsachse und Torsion der Wirbelkörper, wobei die Wirbelkörper oft strukturelle Verformungen aufweisen. Brust- und Lendenwirbelsäule können ebenso verkrümmt sein wie die Übergangsbereiche zwischen den Abschnitten der Wirbelsäule (zudem Verdrehung des Beckens in Verhältnis zum Schultergürtel).
Eine Skoliose kann vielfältige Symptome aufweisen, welche sowohl sichtbar als auch unsichtbar auftreten können. In leichteren Fällen wird die Rückgratverkrümmung oft kaum sichtbar, in schwereren Fällen treten die anatomischen Verformungen deutlich zu Tage. Wie stark Symptome auftreten, hängt von Art und Schweregrad der Skoliose ab und kann sich bei Betroffenen stark unterscheiden. Deutlich erkennbare Symptome sind unterschiedlich hochstehende Schultern, ein Rippenbuckel/Lendenwulst als Zeichen der Rotation, herausstehendes und/oder verdrehtes Becken sowie herausragende Schulterblätter.
Die sichtbaren Veränderungen zeigen sich in der Regel nicht auf einmal, sondern schleichend und schrittweise mit Fortschreiten der Erkrankung. Im Verlauf der Krankheit fällt es den Betroffenen immer schwerer, ihren Rücken gerade zu halten und sie nehmen während des Stehens, Sitzens oder Laufens eine gekrümmte Haltung ein.
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden die idiopathische Skoliose (unbekannter Ursache) von der sekundären Skoliose (als Folge von Missbildungen oder Erkrankungen) sowie die durch Verschleiß im Erwachsenenalter erworbene Skoliose. Letztere wird oft ausgelöst, verstärkt oder begleitet durch Wirbelsäulenerkrankungen wie Osteoporose, Bandscheibenveränderungen oder Arthrose. Ebenso können Brüche der Wirbelkörper durch Unfälle, Muskelerkrankungen oder Lähmungen ursächlich für eine Skoliose verantwortlich sein.
Die erworbene Skoliose kann Personen jeden Alters betreffen, eine idiopathische Skoliose tritt meist während der Pubertät zutage. Bei Kindern vor dem zehnten Lebensjahr sind Skoliosen weniger häufig vertreten. Die Ursachen der idiopathischen Skoliose sind bisher unbekannt; Forscherinnen und Forscher haben hormonelle Ursachen oder genetische Veranlagung als Auslöser im Verdacht.
Eine Skoliose geht nicht von alleine zurück und muss auf alle Fälle medizinisch behandelt werden. Wird nichts gegen die Erkrankung unternommen, verschlimmert sich die Symptomatik, die Verformung nimmt zu und es kann zu starken gesundheitlichen Problemen kommen.
Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach der Krankengeschichte und auftretenden Symptomen, worauf eine körperliche Untersuchung folgt. Bei der Diagnose der Skoliose steht unter anderem oft der sogenannte Vorbeuge- oder Adams-Test im Mittelpunkt. Bei Verdacht auf Skoliose wird oft ein großformatiges Röntgenbild der Lenden- und Brustwirbelsäule im Stehen durchgeführt, um die Diagnose zu sichern. Diese Röntgenaufnahmen sind von Bedeutung, um die Verformung der Wirbelsäule zu messen und ihre Schwere einzuschätzen.
Mithilfe der Röntgenaufnahmen kann die Ärztin oder der Arzt feststellen, an welcher Stelle die Wirbelsäule verformt ist. Anhand des Röntgenbildes kann der Schweregrad der Wirbelsäulenverkrümmung ermittelt werden. Dazu wird der Krümmungswinkel bestimmt (sogenannte Winkelmessung nach Cobb). Anschließende Röntgenverlaufskontrollen dienen dazu, den Erfolg der angeordneten Therapie zu überprüfen. Bei manchen Betroffenen ist eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) erforderlich, zum Beispiel um Nerven und Weichteile im Wirbelsäulenbereich genauer beurteilen zu können oder um mögliche Auswirkungen auf innere Organe zu erkennen.
Betroffene können einer diagnostizierten Skoliose in leichteren Fällen oder im Anfangsstadium durch Maßnahmen wie Gymnastik oder Physiotherapie entgegensteuern. Die Krankengymnastik wird im Verlauf einer Skoliose-Erkrankung oft zur ständigen Begleiterin der Patientinnen und Patienten. Der Erfolg der Therapie hängt dabei vom Alter der oder des Betroffenen, von der Schwere und Form der Verkrümmung und von der konsequenten Umsetzung eines regelmäßigen Trainingsprogramms ab. In weniger gravierenden Fällen kann ein Korsett als Maßnahme helfen, die Entwicklung der Wirbelsäule in die gewünschte Richtung lenken.
Zum momentanen Zeitpunkt ist eine medikamentöse Behandlung der Ursache von Skoliose nicht bekannt. Schmerzmittel können auftretende Beschwerden im Rahmen einer gezielten Schmerztherapie lindern. Die Rehabilitationsbehandlung bei Skoliose ist als Heilverfahren anerkannt.
Unbehandelt wird eine Skoliose im Laufe des Lebens oft schlimmer, was sich mit fortschreitendem Alter durch stärker werdende Schmerzen und Einschränkungen durch die fortschreitende Verkrümmung der Wirbelsäule zeigen kann. Ultima Ratio ist eine Skoliose-Operation, bei der die verkrümmte Wirbelsäule durch Stifte und Schrauben versteift wird. Die meisten Fälle von Skoliose sind aber auf konservative Weise mit Physiotherapie und eventuell einem Korsett behandelbar; eine Operation ist meist nur in gravierenden Fällen sinnvoll.