Sprachentwicklungsstörungen

Was ist eine Sprachentwicklungsstörung (SES)?

Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) handelt es sich um eine anhaltende Beeinträchtigung der Sprachentwicklung, die nicht allein durch Hörstörungen, neurologische Erkrankungen oder mangelnde Sprachumgebung erklärbar ist.

Kinder mit einer SES zeigen – je nach Ausprägung – Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen der Sprache. Dazu gehören z. B.:

  • das Verstehen von Sprache (rezeptive Fähigkeiten),
  • das aktive Sprechen (expressive Fähigkeiten),
  • die korrekte Aussprache von Lauten (Phonologie),
  • der Aufbau von Wörtern und Sätzen (Morphologie und Syntax),
  • oder die angemessene Verwendung von Sprache im sozialen Kontext (Pragmatik).

Die Symptome sind sehr unterschiedlich und verändern sich mit dem Alter des Kindes. Eine SES ist nicht „nur eine Verzögerung“, sondern eine Störung, die professionelle logopädische Unterstützung über einen längeren Zeitraum erfordert.

Wird sie früh erkannt und gezielt behandelt, können Kinder mit SES gute Fortschritte machen – und wichtige sprachliche Fähigkeiten für Schule und Alltag entwickeln.
 

Hat mein Kind Probleme bei der Sprachentwicklung?

Kinder entwickeln Sprache sehr unterschiedlich – doch es gibt bestimmte Warnzeichen, die auf eine Sprachentwicklungsstörung hinweisen können. Dabei zeigen sich nicht bei allen Kindern dieselben Auffälligkeiten.

Mögliche Hinweise auf eine Sprachentwicklungsstörung sind:

  • Ausbleibende oder sehr kurze Lallphase im Säuglingsalter (z. B. wenig Silbenwiederholungen wie „ba-ba“ oder „da-da“)
  • Verspäteter Sprechbeginn – mit etwa 2 Jahren spricht das Kind deutlich weniger als 50 Wörter
  • Langsamer Spracherwerb – neue Wörter werden nur zögerlich aufgenommen
  • Auffälligkeiten in der Aussprache – Laute werden weggelassen, ersetzt oder vertauscht
  • Schwierigkeiten beim Sprachverstehen – Anweisungen werden nur teilweise verstanden, Fragen bleiben unbeantwortet oder führen zu Missverständnissen
  • Kurze oder grammatikalisch auffällige Sätze – z. B. fehlende Verbformen, falsche Wortstellung
  • Eingeschränkte Wortwahl – das Kind spricht oft in sehr einfachen Begriffen oder nutzt immer dieselben Wörter
  • Auffälligkeiten in der Kommunikation – z. B. geringe Reaktion auf Gesprächspartner

Zusätzlich können sich bei manchen Kindern auch Begleitauffälligkeiten zeigen – etwa im Bereich der Motorik, Aufmerksamkeit oder des Sozialverhaltens. Diese hängen aber nicht zwangsläufig mit der Sprachstörung zusammen.
 

Wie entsteht eine Sprachentwicklungsstörung? Ursachen und Risikofaktoren

Sprachentwicklungsstörungen (SES) entstehen häufig ohne eindeutig erkennbare Ursache. Es gibt jedoch verschiedene Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Sprachstörung begünstigen können.

Ursachen einer Sprachentwicklungsstörung:

Die genauen Ursachen einer Sprachentwicklungsstörung sind noch nicht vollständig geklärt. Ein genetischer Einfluss spielt jedoch eine wesentliche Rolle: Kinder aus Familien mit einer Häufung von Sprachstörungen haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine Sprachstörung zu entwickeln. Darüber hinaus können neurobiologische Faktoren eine Rolle spielen, da bei betroffenen Kindern häufig Unterschiede in der Sprachverarbeitung und in der Gehirnentwicklung beobachtet werden. 

Risikofaktoren für eine Sprachstörung:

Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko einer Sprachstörung erhöhen:

  • Hörstörungen, insbesondere wiederkehrende Mittelohrentzündungen, können die Sprachentwicklung beeinträchtigen, da die Kinder wichtige akustische Informationen und Sprachwahrnehmung nicht ausreichend aufnehmen.
  • Neurologische Erkrankungen oder Fehlbildungen im Mund-Kiefer-Gaumenspaltenbereich (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) können ebenfalls zu einer verzögerten Sprachentwicklung führen.
  • Frühgeburtlichkeit oder ein sehr niedriges Geburtsgewicht können das Sprachentwicklungspotential beeinträchtigen, da die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten oft verzögert ausgebildet werden.

Wichtig: Auch, wenn die Ursachen nicht immer eindeutig sind, ist eine frühzeitige Diagnose und gezielte Förderung entscheidend, um die Sprachentwicklung des Kindes zu unterstützen und mögliche Defizite zu verringern.

Woher weiß ich, ob mein Kind eine Sprachentwicklungsstörung hat? Untersuchung und Diagnose

Zunächst wird der Kinderarzt oder die Kinderärztin im Rahmen einer gründlichen Untersuchung mögliche Hörstörungen und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen ausschließen. Dies ist wichtig, da diese Faktoren die Sprachentwicklung erheblich beeinflussen können. 

Um eine Sprachentwicklungsstörung (SES) zu diagnostizieren, folgt eine gezielte Sprachdiagnostik. Hierbei werden je nach Alter des Kindes unterschiedliche diagnostische Verfahren angewendet. Zu den gängigen Tests gehören standardisierte Sprachtests sowie spezifische Beobachtungen des Sprachverhaltens und der Kommunikationsfähigkeiten.

Die Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter beinhalten bereits erste sprachliche Screening-Tests, die potenzielle Entwicklungsverzögerungen frühzeitig erkennen können. Wenn eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt wird, erfolgt eine individuelle Therapieempfehlung, die auf den spezifischen Bedarf des Kindes abgestimmt wird.

Welche Therapien gibt es für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen?

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen und anderen sprachbezogenen Auffälligkeiten – wie z. B. Poltern, Stottern, auditiven Verarbeitungsstörungen oder im Zusammenhang mit Hörstörungen und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten – benötigen eine individuell abgestimmte Behandlung.

Moderne Sprachtherapie – gezielt und kindgerecht

Die logopädische Therapie bildet das zentrale Element. Je nach Störungsbild berücksichtigt sie unter anderem folgende sprachliche Ebenen:

  • Phonologie (Lautbildung und -unterscheidung)
  • Semantik (Wortschatz, Sprachverständnis)
  • Morphologie & Syntax (Grammatik, Satzbau)
  • Pragmatik (Kommunikation im Alltag)

Ziel ist es, die Sprachkompetenz systematisch zu verbessern – spielerisch, motivierend und alltagsnah.

Therapie nach Maß

Nicht jede Störung erfordert die gleiche Herangehensweise. Deshalb stimmen wir die Behandlung individuell auf das jeweilige Störungsbild ab – etwa bei Stottern mit sprechflussfördernden Methoden oder bei auditiven Verarbeitungsstörungen mit spezifischen Trainings.

Elternarbeit – alltagsintegriert und praxisnah

Eltern sind wichtige Partner im Therapieprozess. Sie erhalten gezielte Anleitung, wie sie die sprachliche Entwicklung ihres Kindes im Alltag unterstützen können – mit einfachen Übungen und sprachfördernder Kommunikation.

Wenn zusätzlich motorische, emotionale oder soziale Faktoren die Sprachentwicklung beeinflussen, ergänzen wir die Sprachtherapie durch gezielte Angebote – etwa aus der Ergotherapie, Sporttherapie oder psychologischen Begleitung. So entsteht ein individuell abgestimmtes, ganzheitliches Förderkonzept, das das Kind in seiner gesamten Entwicklung stärkt.

Für wen ist unsere Sprach-Rehabilitation geeignet?

Unsere Rehabilitation richtet sich an Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen sowie weiteren sprachbezogenen Förderbedarfen. Dazu zählen unter anderem: 

  • Störungen der Lautbildung und Sprachverarbeitung
  • Redeflussstörungen (z. B. Stottern, Poltern)
  • Selektiver Mutismus
  • Sprachauffälligkeiten im Rahmen von Syndromen (z. B. Down-Syndrom), Autismus-Spektrum-Störung oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
  • Hörstörungen und auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS)

Damit ein Kind von unserem spezialisierten Therapieangebot profitieren kann, ist es wichtig, dass es gruppenfähig bzw. rehafähig ist. Das bedeutet, das Kind sollte in der Lage sein, aktiv an Gruppentherapien und gemeinschaftlichen Aktivitäten wie Sport teilzunehmen. Eine fachliche Einschätzung zur Gruppenfähigkeit ist Voraussetzung für die Aufnahme in unsere Reha-Klinik.

Weitere unterstützenden Therapien, die z.B. in einer Kinder- und Jugend-Reha Anwendung finden:

Ergänzend zur logopädischen Therapie erhalten die Kinder in unserer Rehabilitation weitere gezielte Unterstützung durch:

  • Kunsttherapie
  • Ergotherapie
  • Sporttherapie
  • psychologische Begleitung

Was passiert, wenn eine Sprachentwicklungsstörung nicht behandelt wird?

Die Sprachentwicklung ist eine wesentliche Grundlage für die kognitive und soziale Entwicklung eines Kindes. Wird eine Sprachentwicklungsstörung nicht frühzeitig behandelt, kann dies weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche des Kindes haben. 

Im schlimmsten Fall kann eine unbehandelte Sprachentwicklungsstörung die schulische Leistung negativ beeinflussen, da eine mangelnde Sprachkompetenz zu Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und in der mündlichen Kommunikation führt. Auch im sozialen Bereich können Kinder mit unbehandelten Sprachstörungen isoliert werden, da sie Probleme haben, sich verständlich zu machen und sich mit Gleichaltrigen auszutauschen.

Frühzeitige Sprachtherapie ist entscheidend, um diese negativen Auswirkungen zu vermeiden. Sprachförderprogramme im Kindergarten sind hilfreich, aber sie ersetzen keine gezielte Sprachtherapie. Nur eine individuell zugeschnittene Therapie kann sicherstellen, dass das Kind das gesamte Potenzial seiner Sprachfähigkeiten entfaltet und somit eine gesunde und stabile Entwicklung in allen Lebensbereichen ermöglicht wird.

Eltern sollten bei ersten Anzeichen einer Sprachentwicklungsstörung nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um ihrem Kind die bestmögliche Unterstützung auf seinem Entwicklungsweg zu bieten.
 

Johannesbad Fachklinik zur Behandlung von Sprachentwicklungsstörungen

Johannesbad Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand, Kinder- und Jugend-Rehabilitation

In unserer Johannesbad Fachklinik für Kinder und Jugendliche bieten wir Rehabilitation für 0 bis 18-Jährige, mit oder ohne Begleitperson. Unsere individuell abgestimmten und ganzheitlichen Therapien beziehen die heilsamen Kräfte der frischen Meeresluft mit ein.