Alkoholabhängigkeit

Was versteht man unter Alkoholabhängigkeit?

Alkoholabhängigkeit, oftmals auch als Alkoholismus oder Alkoholsucht bezeichnet, ist keine Willens- oder Charakterschwäche, sondern eine schwere Erkrankung. Denn ein zu hoher und anhaltender Konsum von Alkohol kann seelisch und körperlich abhängig machen. Betroffene können ihren Konsum nicht mehr kontrollieren, das Trinken wird für sie zum alles beherrschenden Thema. Andere Lebensinhalte treten mehr und mehr in den Hintergrund. Somit bringt eine Alkoholabhängigkeit meist schwerwiegende psychische, körperliche und soziale Folgeschäden mit sich.

Wie erkennt man eine Alkoholabhängigkeit? Symptome

Erkennbar ist meist eine Verschlechterung des psychischen und körperlichen Allgemeinzustands. Betroffenen fällt es zunehmend schwer, ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren. Um die gleiche Wirkung zu erzielen, muss zunehmend mehr Alkohol getrunken werden, Entzugserscheinungen treten auf.

Eine Alkoholabhängigkeit entsteht meist schleichend. Da Alkoholabhängige ihr Problem aus Scham – auch vor sich selbst – verleugnen, ist es für Angehörige und Freunde oft schwer, die Krankheit zu erkennen. Häufig fällt sie erst auf, wenn die psychischen, körperlichen und sozialen Folgen bereits offensichtlich werden.

Wie groß ist das Risiko, alkoholabhängig zu werden? Ursachen und Risikofaktoren

Rund 70% der Deutschen trinken regelmäßig Alkohol. Davon konsumieren Statistiken zufolge rund 9,5 Millionen Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren gesundheitsgefährdend. Rund 1,61 Millionen betreiben missbräuchlichen Alkoholkonsum, etwa 1,77 Millionen sind alkoholabhängig.

Da sich junge Menschen schneller an Alkohol gewöhnen als Erwachsene, kann regelmäßiger Alkoholkonsum im Jugendalter eine Suchterkrankung im Erwachsenenalter begünstigen.

Jedoch führt ein länger anhaltender, vermehrter Alkoholkonsum nicht zwangsläufig zur Sucht. Für eine Alkoholabhängigkeit gibt es in der Regel mehrere und vielschichtige Ursachen, die ineinandergreifen. Die Suchtentstehung hängt also stark vom jeweiligen Einzelfall ab.

Häufige Ursachen sind

  • gesellschaftliche Erwartungshaltungen, Rollenbilder und Zwänge
  • gesellschaftliche Verharmlosung von Alkohol
  • niedrigschwellige Angebote, d.h. problemloser Zugang zu preisgünstigen Alkoholika
  • seelischen und psychische Probleme
  • Stressempfindlichkeit
  • Genetik, z.B. Vorbelastung durch alkoholkranke Eltern oder Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft

Wie wird eine Alkoholabhängigkeit festgestellt? Diagnose und Untersuchung

Um die Diagnose einer Abhängigkeit stellen zu können, definiert die ICD-10 sechs Kriterien, von denen drei innerhalb eines Jahres entweder mindestens einen Monat lang zusammen oder wiederholt zur gleichen Zeit auftreten müssen.

Kriterien für Alkoholanhängigkeit:

  • Starker Wunsch bis hin zum Zwang, Alkohol zu trinken.
  • Kontrollverlust: Beginn, Beendigung und Menge des Alkoholkonsums können immer weniger kontrolliert werden.
  • Körperliche Entzugserscheinungen, wenn weniger oder gar kein Alkohol getrunken wird, z.B. Zittern, Magenprobleme, Schwindel.
  • Toleranzentwicklung: Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen größere Mengen Alkohol konsumiert werden.
  • Zunehmende Vernachlässigung anderer Interessen und Hobbies sowie sozialer Kontakte wie Freunde und Familie zugunsten des Alkoholkonsums.
  • Festhalten am Alkohol: Obwohl körperliche oder psychische Folgeerkrankungen auftreten, z.B. Depressionen oder Leberschäden, Verlust des Führerscheins des Arbeitsplatzes oder der Partnerschaft, wird der andauernde Alkoholkonsum nicht eingestellt.

Wer abhängig ist, hat meist Schuld- und Schamgefühle. Betroffene versuchen deshalb, ihren Konsum zu verheimlichen. Da die Suchterkrankung sie antreibt, das eigene Trinkverhalten zu rechtfertigen, fällt eine Selbstdiagnose sehr schwer.

Neben Ärztinnen und Ärzten sind insbesondere Suchtberatungsstellen eine wichtige Anlaufstelle, um Hilfe zu finden. Zu Beginn werden im persönlichen Gespräch das Konsumverhalten und die persönlichen Lebensumstände beleuchtet. Wichtig hierbei ist das offene Gespräch, damit eine Alkoholabhängigkeit festgestellt und die passenden Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden können. Weitere Schritte zur Diagnose einer Alkoholabhängigkeit sind Blutuntersuchungen und psychologische Fragebögen.

Sollte (noch) keine Alkoholabhängigkeit festgestellt werden, gibt es trotzdem diverse Therapie- und Hilfsangebote, um mit dem Trinken aufzuhören.

Betroffene, bei denen eine Alkoholanhängigkeit festgestellt wird, können, insofern sie motiviert sind, mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder mit Hilfe einer Suchtberatungsstelle weitere Schritte einleiten.

Hilfe bei Alkoholabhängigkeit. Therapiemöglichkeiten bei Alkoholabhängigkeit

Wie kann man einer Suchterkrankung vorbeugen?

Bei der Entstehung einer Suchterkrankung greifen stets mehrere Faktoren ineinander. Somit kann auch vorbeugend etwas gegen eine Abhängigkeitserkrankung unternommen werden. Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung und/oder der Anwendung von Entspannungsverfahren hilft, mental und körperlich fit zu bleiben und Stress entgegenzuwirken. Ebenso wichtig ist eine gezielte und professionell begleitete Aufarbeitung psychischer Probleme und Erkrankungen.

Kindern und Jugendlichen hilft ein gesundes Selbstwertgefühl dabei, verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen zu können.


Alkoholentzug und Alkoholentwöhnung. Raus aus dem Teufelskreis der Abhängigkeit

Machen Sie keinen kalten Entzug! Er ist lebensgefährlich. Manche Menschen schaffen es aus eigenem Willen, von heute auf morgen mit dem Trinken aufzuhören. Doch ein kalter Alkoholentzug kann zu epileptischen Anfällen und dem sogenannte Delirium tremens führen. Letzteres geht oft einher mit Angstzuständen, Halluzinationen, Zittern, erhöhtem Puls, Blutdruck und Atemfrequenz bis hin zum Koma und kann lebensgefährlich sein.

Ein fachlich begleiteter körperlicher Entzug ist deswegen die weit bessere Variante der Entgiftung. Hierbei wird unterschieden zwischen einer Entgiftung und einer qualifizierten Entzugsbehandlung.
 

Entgiftung

Wie der Name schon sagt, geht es bei einer Entgiftung darum, der Körper vom Alkohol zu befreien. Unter ärztlicher Aufsicht findet eine Umgewöhnung des Körpers statt. Entzugserscheinungen und auftretende Komplikationen können vorübergehend mit speziellen Medikamenten gelindert werden. Je nach Stärke der Abhängigkeit kann auch die Zeit für die Entgiftung von Alkohol variieren. In der Regel dauert sie ein bis zwei Wochen.
 

Qualifizierte Entzugsbehandlung

Diese, über die körperliche Entgiftung hinausgehende, Behandlung beinhaltet zusätzlich meist psychotherapeutische und sozialtherapeutische Hilfestellung, um Betroffene für eine Weiterbehandlung zu stärken und weitere Behandlungsschritte mit ihnen einzuleiten. Sie dauert rund drei bis vier Wochen.


Entwöhnungsbehandlung

Nach vielen Jahren der Abhängigkeit lernen Betroffene während einer Entwöhnungsbehandlung neue Verhaltensmuster, d.h. ein „Dafür“ für das Suchtmittel zu erarbeiten und zu üben. Ziel der Entwöhnungsbehandlung ist die dauerhafte Abstinenz.

Für die Wahl der richtigen Behandlung sind die persönliche Motivation zur Veränderung, das soziale Umfeld, eine mögliche Unterstützung durch die Familie und die bestehenden Neben- und Folgeerkrankungen ausschlaggebend für die Therapie.

Eine Entwöhnungsbehandlung kann stationär in einer Fachklinik, ganztägig ambulant in einer Tagesklinik oder ambulant durch eine Suchtberatungsstelle durchgeführt werden.
 

Ambulante Entwöhnung in einer Suchtberatungsstelle

Suchtberatungsstellen bieten je nach Konzept Entwöhnungsbehandlungen an, die aus regelmäßig stattfindenden Therapiesitzungen (Einzel- und/oder Gruppentherapie), meist einmal pro Woche, bestehen. Die Dauer richtet sich in der Regel nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen.


Ganztägig ambulante Therapie in einer Tagesklinik

Eine ganztägig ambulante Therapie findet in der Regel von Montag bis Samstagmittag täglich ganztags statt. Die Abende und das Wochenende werden zuhause verbracht, d.h. die Tagesklinik muss in Wohnortnähe sein. Neben Einzel- und Gruppentherapie finden hier u.a. auch Therapiemaßnahmen wie Ergo- und Arbeitstherapie, Sport- und Bewegungstherapie sowie das Erlernen von Entspannungsverfahren statt. Als Rehabilitationsmaßnahme wird die Therapie unter ärztlicher Begleitung durchgeführt. Durchschnittlich dauert eine ganztägig ambulante Rehabilitation rund 12 Wochen.

Ambulante Entwöhnungsbehandlungen bieten sich für Betroffene an, die über eine gewisse Grundabstinenz verfügen, sprich auch zwischen den Terminen oder abends und an den Wochenenden abstinent bleiben und auf ein unterstützendes soziales Umfeld bauen können.
 


Stationäre Entwöhnungsbehandlung

Eine stationäre Behandlung gibt den Betroffenen die Möglichkeit, in geschützter Atmosphäre Probleme aufzuarbeiten und neues Verhalten zu erlernen. Körperliche und seelische Folge- und Begleiterkrankungen werden umfassend mitbehandelt. Der Aufenthalt in einer Fachklinik dauert in der Regel 3-5 Monate.

Das Therapieprogramm setzt sich aus medizinischen Maßnahmen, bei Bedarf Physiotherapie, Einzel- und Gruppentherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Ergo- und Arbeitstherapie, sowie Entspannungsverfahren und weiterführenden Gruppenangeboten zusammen.

Die meisten Fachkliniken bieten auch Auffang- und Rückfallbehandlungen an (in der Regel 8 Wochen), ebenso eine sog. Kombitherapie, bei der Betroffenen in dafür zugelassenen Suchtberatungsstellen vorher und im Anschluss therapeutisch betreut werden. Der stationäre Aufenthalt wird auf 8 Wochen verkürzt.

Erste Hilfe finden Betroffene in den Suchtberatungsstellen, die je nach Einzelfall über passende Angebote beraten und zusammen mit den Betroffenen die richtige Therapie, in der Regel beim Rentenversicherungsträger, beantragen.

Ist eine Alkoholabhängigkeit heilbar? Krankheitsverlauf und Prognose

Eine Alkoholabhängigkeit besteht lebensbegleitend, daher spricht man auch vom „trockenen Alkoholiker“.  

Bestehen Krankheitseinsicht und Therapiebereitschaft stehen die Chancen, zufrieden abstinent zu leben, gut. Viele Betroffene erleiden mehrmals Rückfälle. Hier ist es wichtig, möglichst schnell erneut therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Nachsorge und Hilfe im Alltag

In Deutschland besteht bei Bedarf nach der Entwöhnung die Möglichkeit zu einer Nachsorgebehandlung durch eine Beratungsstelle.

Es hat sich für die meisten Betroffenen als sehr hilfreich erwiesen, einmal wöchentlich eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
 

Folgeerkrankungen

Je nach Dauer einer Menge des Konsums und dem persönlichen Zustand jedes einzelnen Betroffenen kann eine Alkoholabhängigkeit zu schweren Folgeerkrankungen an Leber, Gehirn, Bauchspeicheldrüse, Magen und Darm, des Herz-Kreislauf-Systems, zu psychischen Erkrankungen wie Depression, Suizidalität und zu schweren sozialen Folgen wie dem Verlust der Familie, des Freundeskreises und des Arbeitsplatzes führen.

Statistiken zufolge verkürzt eine Alkoholabhängigkeit die Lebensdauer im Vergleich zu nicht trinkenden Personen um durchschnittlich 10-15 Jahre.

Unsere Kliniken für Alkoholabhängigkeit

Johannesbad Fachklinik Furth im Wald

Die Johannesbad Fachklinik Furth im Wald ist ein Therapiezentrum für Abhängigkeitserkrankungen, das auch psychiatrische und psychosomatische Störungen behandelt. Sie befindet sich inmitten des Bayerischen Waldes.

Johannesbad Fachklinik Fredeburg

In unserer Einrichtung für stationäre Entwöhnungsbehandlungen bei Abhängigkeitserkrankungen finden Betroffene Hilfe und Unterstützung bei ihrem Start in ein suchtfreies Leben.